Der zweite Start in die Selbstständigkeit
Vor dem Restart: Fehleranalyse: Was lief beim ersten Mal schief und wie können Sie es besser machen
Fehleranalyse: Was lief beim ersten Mal schief und wie können Sie es besser machen
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Waren Sie schon einmal selbständig oder läuft es in Ihrem Unternehmen aktuell nicht ganz rund? Dann wissen Sie schon aus Erfahrung, wie schnell Probleme auftreten und ein Unternehmen in eine finanzielle Schieflage geraten kann. Mit diesen Erfahrungen sind Sie nicht allein.
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Allein im Zeitraum zwischen 2000 bis 2008 haben jedes Jahr im Durchschnitt 60.000 bis 75.000 junge Unternehmen (nicht älter als 5 Jahre) den Markt verlassen. Freiwillig oder unfreiwillig. Das ist das Ergebnis einer Studie vom März 2010 mit dem Titel "Ursachen für das Scheitern junger Unternehmen in den ersten fünf Jahren ihres Bestehens", die in Kooperation vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) aus Mannheim, dem Zentrum für Insolvenz und Sanierung (ZIS) an der Universität Mannheim sowie dem Verband der Vereine Creditreform (Creditreform) im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie erarbeitet wurde.
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Gerade Existenzgründer, Jung- und Kleinunternehmer können davon oft genug ein Lied singen. Jeder zweite Existenzgründer gibt sein Geschäft innerhalb der ersten 5 Jahre wieder auf. Davon haben jedoch "nur" 15 Prozent einen Insolvenzantrag gestellt.
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Geringe Entlohnung
Zum "Restarter" können Sie also auch werden, wenn Sie ohne unmittelbare wirtschaftliche Not freiwillig und aus persönlichen Gründen Ihr Geschäft aufgeben. Letzten Endes ist jedoch die wirtschaftliche Unzufriedenheit, konkreter die geringe Entlohnung der eigenen Arbeitskraft, mit 36 % der häufigste Grund für die Geschäftsaufgabe junger Unternehmer (ebd.).
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Praxisbeispiel: Franka K. war gut qualifiziert, aber in abhängiger Beschäftigung chronisch unzufrieden. 1998 gründete sie ihr Ein-Frau-Dienstleistungsunternehmen, ein Maklerbüro, und führte dies sechs Jahre lang. Der Lohn: rund 18.000 Euro Jahresgewinn vor Steuern. Angesichts einer 60-Stunden-Woche deutlich zu wenig. So hat sich Franka K. dann nach sechs Jahren dazu entschieden, doch wieder eine besser bezahlte, abhängige Beschäftigung aufzunehmen. Das sichere Einkommen bei gleichzeitig weniger Arbeitseinsatz weiß sie heute, anders als früher, sehr zu schätzen.
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Genau genommen ist mancher Gründer schon pleite, bevor er überhaupt richtig gestartet ist. Wenn kaum oder kein Kapital vorhanden ist, werden auch Rechnungen über kleinere Beträge schnell zum Problem oder führen in die Überschuldung.
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Zu geringes Finanzpolster
Doch auch wenn der Laden eigentlich gut läuft, ist das keine Garantie für den weiteren Unternehmenserfolg. Wer kaum oder keine finanziellen Reserven hat, kann trotz voller Auftragsbücher schnell zahlungsunfähig werden.
Die mitunter sehr schlechte Zahlungsmoral der Kunden,
die Abhängigkeit von nur einem Kunden und dessen Ausfall und/oder
ein zu geringes finanzielles Polster
hat schon so manchen (auch gestandenen) Unternehmer das wirtschaftliche Überleben gekostet.
Die Zahlungsmoral der Kunden wird sehr häufig falsch eingeschätzt. Mitunter vergehen Wochen oder Monate, bis Kunden die Rechnung bezahlen oder man muss das Geld sogar einklagen. Das ist zeitaufwändig und teuer, selbst dann, wenn letzten Endes der Kunde die Kosten tragen muss und kann.
Praxisbeispiel: Elektriker Michael F. fürchtet seit der Gründung seines Unternehmens, dass sein wichtigster Kunde, ein Automobilzulieferer, wirtschaftliche Probleme bekommen könnte. Er ist finanziell sehr stark von diesem Kunden abhängig und müsste ohne diesen Kunden seine Selbständigkeit aufgeben. Andererseits ist es aber sehr bequem, nicht ständig neue Aufträge an Land ziehen zu müssen. Michael F. macht sich zwar (zu Recht) Sorgen, er hat sich aber auch in dieser gefährlichen Bequemlichkeit eingerichtet und möchte aktuell nicht mehr Zeit in die Neukundengewinnung investieren. Allerdings: Wer sich erst um neue Kunden bemüht, wenn er sie dringend braucht, kommt zu spät.
Finanzierungsmängel äußern sich auch in einer zu geringen Ausfinanzierung des Unternehmens, zu teuren Krediten, wenig Flexibilität, die wiederum zu Liquiditätsengpässen führen usw. Oftmals werden auch überhaupt keine Reserven eingeplant, die aber dringend benötigt werden, um Durststrecken überstehen und/oder unvorhergesehene Ausgaben tätigen zu können. Beides ist eher die Regel als die Ausnahme und muss eingeplant werden.
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Riskante Wachstumsstrategie
Aber auch das Gegenteil kann ein Problem sein. Gerade weil der Laden läuft und die Anzahl der Kunden stetig wächst, wird eine mitunter sehr riskante Wachstumsstrategie verfolgt, die dann zum Scheitern führt, wenn die Kunden plötzlich ausbleiben.
Oft wird auch der Markt vollkommen falsch eingeschätzt, z. B. indem die Nachfrage überschätzt oder die Konkurrenz unterschätzt wird. Oder beides.
Viele Branchen sind abhängig von Trends und unterliegen raschen Änderungen. Wer das nicht schnell genug mitbekommt, hat das Nachsehen und bekommt ein verändertes Kundenverhalten oft erst mit, wenn es zu spät ist.
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Wie Sie Trends erkennen und die Konkurrenz "ausforschen", erfahren Sie hier:
Profitable Geschäftsfelder für Ihr Unternehmen - neue Geschäftsideen entwickeln
Selbst- und Wettbewerbsanalyse: So analysieren Sie Ihre Konkurrenz - und sich selbst
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Selbsttäuschung: Krise, welche Krise?
Ist die Krise erst einmal da, ist ein häufiges Problem das Wegsehen. Oft regiert das Prinzip Hoffnung: "Es wird schon wieder. Auf Regen folgt Sonne. Es kommen auch wieder bessere Zeiten ...". Solche und ähnliche Mutmacher dienen oft nur der Selbsttäuschung und helfen in der Regel nicht weiter. Viele Unternehmer wollen am liebsten die Augen vor der Realität verschließen. Es ist ja auch nicht einfach, sich selbst und anderen das Scheitern einzugestehen. Menschlich ist das nur allzu verständlich. Wirtschaftlich ist es aber fatal, zumal einer Insolvenz des Unternehmers sehr häufig die Verbraucherinsolvenz folgt. Die bloße Hoffnung auf bessere Zeiten erfüllt sich meistens nicht. Jedenfalls nicht von allein und durch bloßes Abwarten. Eine Krise kann man in aller Regel nicht aussitzen. Hier gilt es, aktiv zu werden und die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Es bleiben allenfalls ein paar Wochen oder Monate, die über die weitere Zukunft entscheiden.
Nehmen Sie darum gerade in der Krise die Zügel fest in die Hand. Beweisen Sie Mut und Weitsicht. Das ist keine Schande, sondern eine Entscheidung, die allen Respekt verdient und Ihnen zu einem späteren Zeitpunkt die zweite Chance ermöglicht. Niemand wird Sie in einer Beratungsstelle schief ansehen, Ihnen Vorwürfe machen oder nur die eigenen Fehler vorhalten. Man wird stattdessen versuchen, Ihnen zu helfen, so gut es geht. Konstruktive Kritik gehört allerdings dazu. Schließlich soll es beim nächsten Mal besser laufen. Dazu muss man eventuelle Fehler erkennen und daraus lernen.
In einer Beratungsstelle wird man Ihnen bei der Fehleranalyse helfen. In aller Regel sind es nicht externe Faktoren, die zum Scheitern führen, sondern hausgemachte Fehler. Unternehmer können und wollen dies oft nicht erkennen. Die kritische Auseinandersetzung mit eigenen Fehlern ist aber die Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen "Restart". Nur wenn Sie die Fehler kennen, die zum Scheitern geführt haben, können Sie diese für die Zukunft vermeiden.
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Auch wenn es kein Patentrezept gibt: Unser "Erste-Hilfe-Koffer Unternehmenskrise" zeigt Ihnen, auf welche Warnsignale Sie achten sollten und was typische Krisensymptome sind. Außerdem sagen wir Ihnen, welche Gegenmaßnahmen Sie ergreifen müssen, wenn es bereits zur Unternehmenskrise gekommen ist.
Auf der Übersichtsseite "Krise als Chance - von Unternehmens- und anderen Krisen" finden Sie unsere Beiträge rund um das Thema Krise.
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Mangelnde Kenntnisse
Fehlende oder zu geringe kaufmännische Kenntnisse sind ebenso wie familiäre Probleme ein weiterer häufiger Grund für das Scheitern.
Meist kommen gleich mehrere Probleme zusammen, die schließlich zum Scheitern führen.
All diese Probleme aufzuarbeiten ist die mit Abstand wichtigste Aufgabe vor einem "Restart", kann aber mit Offenheit, einer selbstkritischen Einstellung und professioneller Hilfe gut gemeistert werden. Allein gelingt das in der Regel nicht und die Fehler der ersten Gründung werden wiederholt. So wichtig es also ist, in einer drohenden Krise schnell zu handeln, so wichtig ist es auch, sich für die Planung des Restarts genug Zeit zu nehmen.