Selbstständigkeit mit Kind an Bord: Gründungskonzept und Finanzplanung speziell für Eltern
Die "richtige" Selbstständigkeit für Eltern: Private Situation und Gründung unter einen Hut bringen
Die "richtige" Selbstständigkeit für Eltern: Private Situation und Gründung unter einen Hut bringen
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Als erstes gilt es, die Eckpunkte zu klären: Lassen sich die private Situation und die Anforderungen einer Selbstständigkeit überhaupt unter einen Hut bringen? Wie viel Zeit lassen Kinder und Familie Ihnen dafür? Und haben Sie auch die Unterstützung Ihres Partners und Ihres Umfelds?
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Familie und Beruf vereinbaren
Wer sein eigener Chef ist, ist zeitlich flexibler - deshalb ist Selbstständigkeit gerade für Eltern eine Option mit vielen Chancen.
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Eine freiberufliche Tätigkeit, z. B. als Software-Entwickler oder Anwältin, kann eine Möglichkeit sein, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Viele Gründerinnen und Gründer versuchen sich auch im Online-Handel oder anderen Geschäftszweigen, die möglichst viel zeitliche Spielräume mit sich bringen.
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Aber auch dann erfordert die Selbstständigkeit von Eltern starke Nerven: So mancher potenzielle Kunde erwartet maximale zeitliche Flexibilität. Wer viel von seiner Zeit für die Erziehung von Kindern aufwenden muss, wird auf den einen oder anderen Auftrag verzichten müssen.
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Trotz aller Schwierigkeiten: Die Selbstständigkeit ist für Eltern durchaus eine attraktive Alternative zur Festanstellung. Das gilt besonders dann, wenn im gewünschten Berufszweig kaum oder gar keine Teilzeitstellen verfügbar sind.
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Selbstständig und Mutter: Ein Erfahrungsbericht
Andrea Görsch hat aufgeschrieben, welche Erfahrungen und Lerneffekte ihr ersten beiden Jahre gebracht haben als freie Texterin, Werbelektorin - und als Mutter:
"Selbstständig, Mutter - und glücklich: Was ich selbstständig gelernt habe."
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Die Rahmenbedingungen definieren: Wie viel ist möglich?
Eine Selbstständigkeit, die letztlich doch nicht machbar ist, sollten Sie jedoch gar nicht erst beginnen. Die folgende Checkliste hilft, die Rahmenbedingungen für ein geeignetes Gründungsvorhaben festzulegen: Passt eine Selbstständigkeit überhaupt zu Ihrer privaten Situation?
Wie ist Ihre private Situation?
Wie viel Zeit verbringen Sie jeden Tag mit der Familie?
Wie viel Zeit bleibt realistischerweise für eine Selbstständigkeit?
Gibt es Menschen in Ihrem privaten Umfeld, die Ihnen bei einer geplanten Selbstständigkeit helfen können - etwa die Oma, die im Falle einer Erkrankung Ihres Kindes vor Ort sein kann?
Wie passt Ihre geplante Selbstständigkeit dazu?
Wie viel Zeit erfordert Ihre geplante Selbstständigkeit?
Erlaubt Ihre geplante Selbstständigkeit auch gelegentliche Ausfallzeiten oder einen "Familientag" zwischendurch?
Gibt es Möglichkeiten, im Rahmen der geplanten Selbstständigkeit die private Organisation zu erledigen - bleibt genügend Zeit, passen Fahrwege etc.?
Nehmen Sie sich Zeit, um die obigen Fragen zu beantworten.
Beobachten Sie Ihren eigenen Alltag - über zwei oder drei Wochen hinweg. Nur so können Sie die Fragen realistisch beantworten und verhindern eine Fehleinschätzung, die Ihnen später Probleme bereiten wird.
Notieren Sie, wie viel Zeit es kostet, Ihr Kind oder die Kinder zur Schule oder zum Kindergarten zu bringen und abzuholen, wie viel Zeit Sie für die Zubereitung von Mahlzeiten brauchen oder wie viel zeitlicher Einsatz für Aktivitäten wie Ausflüge oder die Turngruppe notwendig sind.
Halten Sie im zweiten Schritt fest, für welche Dinge Sie jemand anderes - zum Beispiel aus der Familie - mit regelmäßig wiederkehrenden Aufgaben betrauen können und wie viel Zeit hierdurch für Sie frei wird.
Wenn Sie nicht sicher sind, wie viel Zeit Ihre Selbstständigkeit in Anspruch nehmen wird, gehen Sie zu Netzwerktreffen anderer Selbstständiger in ähnlichen Berufen und informieren Sie sich. Alternativ können Sie auch bei Beratungen nachfragen - schließlich haben auch Berater Praxiserfahrungen mit Gründern und können ebenfalls Auskunft geben.
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Rückendeckung aus der Familie
Sie sollten auf jeden Fall sicherstellen, dass Ihr Lebenspartner voll und ganz hinter Ihrer Selbstständigkeit steht. Ist er bereit und flexibel genug, um Ihren neuen Lebensrhythmus mitzutragen?
Nur allzu oft gibt es Schwierigkeiten, weil Lebenspartner feststellen, dass die Arbeitszeiten des oder der neuen Selbstständigen nicht genau planbar sind und die Zusatzbelastung auch auf sie selbst durchschlägt! Wenn ein guter Kunde einen wichtigen Termin genau zu dem Zeitpunkt verlangt, zu dem das Kind aus dem Kindergarten abgeholt werden muss, dann sind Sie auf die Unterstützung durch den Lebenspartners oder andere Familienmitglieder angewiesen.
Zur Vorbereitung Ihrer Zukunft als Selbstständige/r gehört es also auch, vor der Gründung das Gespräch im eigenen Umfeld zu suchen. Reden Sie mit Ihrem Mann, dem Lebenspartner, mit der Oma oder der Tante. Stellen Sie alle - einschließlich der Kinder - darauf ein, dass die Selbstständigkeit vor allem zu Beginn eine anstrengende Zeit wird. Wer sich rechtzeitig mit der Frage beschäftigt, ob die Familie entsprechende Rückendeckung bietet, vermeidet böse Überraschungen.
Versuchen Sie, möglichst konkrete Vereinbarungen zu treffen - so schaffen Sie schon im Vorfeld die nötige Entlastung. Vielleicht können Sie an einem Tag in der Woche die Großeltern "einspannen" oder Ihr Lebenspartner nimmt sich einen Tag in der Woche frei?
Eine Selbstständigkeit kann auch scheitern oder belastende Tiefs mit sich bringen. Es ist wichtig, gegenüber allen Beteiligten - insbesondere gegenüber dem engeren Familienkreis - mit offenen Karten zu spielen. Sprechen Sie mit Ihrem Lebenspartner über dieses Risiko und stellen Sie sicher, dass er auch im Fall des Scheiterns hinter Ihnen steht.
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Rechtliche Absicherung
Wenn Sie verheiratet sind, sollten Sie auch den Gang zum Anwalt nicht scheuen. Vor allem, wenn das Unternehmen mit Hilfe eines Bankkredites auf die Füße gebracht wird, ist Ihr Ehepartner unter Umständen mit für die Rückzahlung des Darlehens verantwortlich.
Prüfen Sie die rechtlichen Rahmenbedingungen - und lassen Sie Kreditverträge, Gesellschaftsverträge und andere Dokumente unbedingt von einem Anwalt prüfen. Eventuell sind dann vorbeugende Maßnahmen sinnvoll, um die Haftung der gesamten Familie einzuschränken und damit ein finanzielles Desaster für alle Familienmitglieder im Falle des Scheiterns zu vermeiden.
Mit den möglichen finanziellen Folgen für Ehe- oder Lebenspartner beschäftigen sich die beiden Leitfäden "Bürgschaft durch Ehepartner und Kinder für den Unternehmenskredit" und "Mein (Ehe-)Partner ist insolvent - muss ich nun für seine Schulden aufkommen?" ausführlicher.
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Vereinbarungen mit dem privaten Umfeld
Mit Hilfe dieser Tipps vermeiden Sie unangenehme Konfliktsituationen:
Sprechen Sie mit Ihren Familienmitgliedern und loten Sie aus, wie weit diese bereit sind, Sie zu unterstützen. Gehen Sie offen mit eventuell anstehenden Problemen um.
Verschweigen Sie nicht, dass eine Existenzgründung auch ein Risiko darstellt. Unter Umständen sollten Sie auch besprechen, ob Sie aus dem privaten Kreis finanzielle Hilfe bekommen können, falls dies notwendig sein sollte.
Treffen Sie möglichst konkrete Vereinbarungen. Es ist sinnvoller, wenn der Lebenspartner einen festen Tag in der Woche als Familientag einlegt, als eine vage Vereinbarung, die keinen zeitlichen Rahmen beinhaltet.
Generell sollten bei Vereinbarungen folgende Punkte geklärt werden: Wo? Wer? Wann? Was und Wie? Wenn das in mündlichen Absprachen nicht gut funktioniert, dann legen Sie sich ein Notizheft o. ä. zu, in dem Sie Ihre Vereinbarungen festhalten.
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Ersetzbar sein: Vertreter und/oder Personal
Für alle Unternehmerinnen, Unternehmer und Selbstständige gilt, dass die Selbstständigkeit zur privaten Situation passen muss. Für Existenzgründerinnen und Gründer mit Kindern gilt das ganz besonders. Besonders häufig bekommen sie Probleme, weil sie den zeitlichen Aufwand unterschätzt haben, den ihre selbstständige Tätigkeit mit sich bringt.
Aber nicht nur beim Zeitbudget planen viele Gründer viel zu optimistisch. Das gleiche gilt für die zu erwartenden Einnahmen! Zu Beginn einer Selbstständigkeit müssen Gründer durchschnittlich mehr als die Hälfte der Arbeitszeit für Marketing, Vertrieb, Organisation und sonstiges aufwenden. Mit anderen Worten: Selbst nach einem halben Tag Arbeit haben die meisten Gründer/innen noch nicht einen Cent verdient! Planen Sie deshalb Ihre Einnahmen im Businessplan sehr vorsichtig und schätzen Sie die Kosten, die auf Sie zukommen, lieber etwas höher ein. Berücksichtigen Sie bei Ihrer Planung auch, dass Sie meist nicht 100 % für Ihre Selbstständigkeit geben können. Ihr Nachwuchs braucht ebenfalls Zeit und Ausfallzeiten durch Krankheit und ähnliche Hürden sind an der Tagesordnung.
Achten Sie bei der Wahl Ihrer Selbstständigkeit darauf, dass es sich um eine Sache mit genügend zeitlicher Flexibilität handelt. Wenn Sie einen Einzelhandel oder eine Gastronomie planen, sollten Sie sich darüber im Klaren sein, dass während Öffnungszeiten Ihre ständige Anwesenheit erforderlich ist und dass auch nach Ladenschluss noch eine Menge Arbeit ansteht. Das ist auch für Menschen ohne Kinder nur mit Personal machbar. Wer Kinder hat, muss sogar etwas mehr Personal einplanen.
Auch das sollten Sie in Ihrer Planung berücksichtigen: Eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter, der Sie vertreten kann, muss eine Menge Fähigkeiten mitbringen und alleine arbeiten können. Solches Personal kostet Geld und kann - wenn es bei der Finanzplanung nicht berücksichtigt wurde - Kopf und Kragen kosten, weil am Ende des Monats nicht genügend Geld für eine solche qualifizierte Vertretung bleibt.
Vor allem aber brauchen selbstständige Eltern mit einem Geschäftsmodell, das ständige Anwesenheit erfordert, eine geeignete Vertretung. Denn früher oder später werden Kinder garantiert krank - und Sie sind unabkömmlich! Arbeiten Sie jemanden frühzeitig ein und klären Sie alle offenen Fragen, bevor der "Katastrophenfall" eintritt.
Wenn das Umfeld auf Ihre Gründungspläne eingestellt ist, können Sie sich auf die eigentliche Gründung konzentrieren. Das wollen auch wir tun: Im nächsten Abschnitt geht es um die Ausarbeitung Ihrer Geschäftsidee.