Nebenberuflich selbstständig: Tipps und Informationen für Ihre Gründung im Nebenerwerb

Die Grundausstattung: Was Sie für den Start brauchen und wie Sie es beschaffen: Brauche ich ein Geschäftskonto?

∅ 4.7 / 52 Bewertungen

Brauche ich ein Geschäftskonto?

Niemand zwingt Sie, ein Geschäftsgirokonto zu eröffnen. Selbstständige dürfen ihre betrieblichen Transaktionen über Privatkonten abwickeln. Die saubere Trennung von privaten und geschäftlichen Kontobewegungen ist allerdings sinnvoll: Wir zeigen, was Sie auf dem Weg zum passenden und günstigen Bankkonto beachten sollen.

"Brauche ich eigentlich ein Geschäftsgirokonto?" Der Klassiker unter den Gründerfragen besteht genau genommen aus mehreren Einzelfragen:

  • Ist das Einrichten eines Geschäftskontos gesetzlich vorgeschrieben?

  • Gibt es einen Unterschied zwischen privaten und geschäftlichen Bankkonten?

  • Werden Freiberufler und Unternehmer von den Geldinstituten zum Umstieg auf ein Firmenkonto gezwungen?

  • Ist ein zusätzliches Konto sinnvoll?

Gleich vorweg: Eine gesetzliche Vorschrift, die das Führen eines besonderen betrieblichen Girokontos verlangt, gibt es nicht. Die Form des geschäftlichen Zahlungsverkehrs können Sie selbst mit Ihren Geschäftspartnern ausmachen. Nebenberuflich Selbstständige können Überweisungen, Lastschriften und Kundengutschriften problemlos über ihr Gehaltskonto abwickeln.

Geschäftskonto vs. Privatkonto: Auch ohne großen Unterschied im Leistungsumfang hat ein Geschäftskonto Sinn!

Von einem grundlegenden Funktionsunterschied zwischen Geschäfts- und Privatkonten kann ebenfalls keine Rede sein: Die Zahlungs-Laufzeiten und sonstigen Giro-Leistungsmerkmale sind gleich. Ihre Kunden und Lieferanten können an Ihrer Kontonummer auch nicht erkennen, ob es sich um ein Privat- oder Geschäftsgirokonto handelt.

Da man sich als Jungunternehmer an die Trennung von privaten und betrieblichen Vorgängen jedoch meist erst gewöhnen muss, ist die saubere Aufteilung der jeweiligen Zahlungsvorgänge trotz alledem ein empfehlenswerter Schritt: Sie sind normalerweise gut beraten, ein separates Betriebskonto zu führen. Das kann aber durchaus ein zweites Privatgirokonto sein. Manche Banken und Sparkassen ermöglichen ihren Kunden auch das Einrichten von Unterkonten eines bestehenden Bankkontos.

Sinnvoll kann die frühzeitige Entscheidung für ein separates Geschäftskonto auch deshalb sein, weil eine spätere Umstellung mit zusätzlichem Verwaltungsaufwand und zusätzlichen Kosten verbunden ist. Denken Sie nur an die erforderlichen Kundeninformationen, Fehl- und Umbuchungen oder die Druckkosten für geänderte Geschäftspapiere. Auch Ihren Kunden machen Sie damit Arbeit.

Bitte beachten Sie: Die grundsätzlich empfehlenswerte Zurückhaltung in Bezug auf wiederholte Bankwechsel bedeutet keineswegs, dass Sie vor einem Umstieg zurückschrecken sollten, wenn Sie – aus welchen Gründen auch immer – mit Ihrem Geldinstitut unzufrieden sind und eine deutlich bessere Alternative kennen!

Die Kontofrage aus Sicht der Bank

Die Banken und Sparkassen differenzieren in ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen in aller Regel sehr genau zwischen geschäftlichen und privaten Konten. Hintergrund: In ihren Verhandlungen mit Unternehmern sind sie freier als im "standardisierten Privatkundengeschäft". Aus Verbraucherschutzgründen verpflichtet das Gesetz die Finanzdienstleister gegenüber Privatkunden zu besonders großer Transparenz.

Angesichts begrenzter Umsätze und einer meist überschaubaren Zahl von Kontobewegungen sind die Finanzdienstleister gegenüber Freiberuflern und Kleingewerbetreibenden mit Privatkonten aber normalerweise nicht pingelig. Das gilt erst recht bei bestehenden Geschäftsbeziehungen: Viele Unternehmer und Selbstständige wickeln ihre geschäftlichen Transaktionen jahrelang unbehelligt über private Girokonten ab.

Unterschiedliche Konditionen zwischen Privat- und Geschäftskonten: Schauen Sie auf die Gesamtkosten!

Das muss aber nicht unbedingt zu ihrem Vorteil sein. Denn bei den Konditionen existieren zum Teil gravierende Unterschiede. Obwohl die Grundgebühren bei Geschäftskonten in der Regel höher sind als bei Privatkonten, müssen sie unterm Strich nicht unbedingt teurer sein: Entscheidend sind letztlich immer die aufs Jahr gerechneten Gesamtkosten des Geldverkehrs.

Besonders ins Gewicht fallen dabei hohe Buchungsgebühren für einzelne Transaktionen sowie die Zinssätze von Dispositions-/Kontokorrentkrediten sowie Überziehungskrediten (= geduldetes Überschreiten des vereinbarten Dispo-Rahmens): Während die Habenzinsen in den letzten Jahren überall gegen Null tendieren, betragen die Zinssätze für kurzfristige Kredite zwischen 7 und 13 %. So liegt der Dispo-Zinssatz bei der oft gelobten Postbank aktuell bei 10,55 %, für geduldete Überziehungen knapp 15 %. Bei der Commerzbank sind sogar happige 16 % fällig!

Sie sehen: Ein vermeintlich "kostenloses Girokonto" kann schnell zu einem teuren Vergnügen werden. Ein Konditionenvergleich lohnt sich auf jeden Fall. Selbst bei einem überschaubaren Geldverkehr lassen sich ohne Verzicht auf Qualität und Komfort übers Jahr gerechnet leicht einige Hundert Euro einsparen. Das zeigen Online-Vergleichsplattformen wie vergleich.de oder bankenvergleich.net. Im Privatkontenbereich schneiden die Internet-/Direktbanken in den verschiedenen Vergleichsrechnungen regelmäßig besonders gut ab – darunter vor allem

Mini-Checkliste: Auswahlkriterien für die Wahl des Kontos

Die wichtigsten Qualitätsmerkmale und Preisbestandteile im Überblick:

  • Höhe der Grundgebühren,

  • Höhe der Guthabenverzinsung,

  • bereitgestellter (kurzfristiger) Kreditrahmen,

  • Kosten von Dispositions-/Kontokorrentkrediten,

  • Kosten von Überziehungskrediten (= vorübergehend toleriertes Überschreiten der vereinbarten Kreditlinie),

  • Kosten der unterschiedlichen Kontobewegungen (beleglose/beleggestützte Überweisungen, Gutschriften, Auszahlungen, Lastschriften, Daueraufträge),

  • Kosten für den Druck und Versand von Kontoauszügen,

  • Zahl und Verbreitung von Geldautomaten,

  • Kosten der Auszahlung an Geldautomaten,

  • Serververfügbarkeit im Onlinebanking,

  • Kosten für die EC-Karte (ggf. Haupt- und Nebenkarte) sowie

  • Kosten für Kreditkarten.

So sinnvoll ein separates Bankkonto für die professionelle nebenberufliche Selbstständigkeit sein mag – es geht auch gut ohne das offizielle Prädikat "Geschäftskonto". Wer die eigenen Anforderungen analysiert und sich auf dieser Grundlage für ein passendes Angebot entscheidet, kann aufs Jahr gesehen leicht einen Batzen Geld sparen. Achten Sie bei Ihrer Entscheidung aber nicht nur auf den letzten Euro und Cent: Denken Sie auch daran, dass der Kontakt zu einem persönlich bekannten Bank- oder Sparkassenmitarbeiter bei unerwarteten Finanzengpässen überlebenswichtig sein kann.

Ganz gleich, ob nun mit oder ohne separatem Bankkonto: Worauf Sie bei Ihren geschäftlichen Einkaufstouren achten sollten, erfahren Sie auf den nächsten Seiten.