Bewerben ohne Bewerbung

Strategien für die ältere Generation

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Strategien für die ältere Generation

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Machen wir uns nichts vor: Viele Personalabteilungen sortieren alle Bewerber über 45 Jahren aus. Da hilft auch die beste Bewerbung nichts. In manchen Branchen - etwa im Agenturbereich - liegen die Grenzen sogar noch weit darunter. Was also tun, wenn auf üblichem Weg für jugendliche "Senioren" nichts mehr zu machen ist?

Die Liste der "Grausamkeiten" gegen vermeintlich ältere Bewerber ist lang. Und das Aussortieren beginnt oft früh. So dürfen bei einem großen Personaldienstleister selbst Führungskräfte nicht älter als 39 Jahre sein. Nicht selten erhält die Personalabteilung sogar die Anweisung, Bewerbungen von Kandidaten über 30, 35 und sehr oft 45 Jahren sofort auszusortieren.

Dieses Verfahren deutet schon auf die Lösung: Gehen Sie erst gar nicht über die Personalabteilung. Suchen Sie vielmehr nach Möglichkeiten für den direkten Kontakt mit einem Entscheider, bewerben Sie sich ohne Bewerbung.

Dabei empfiehlt sich eine Schritt-für-Schritt-Strategie:

  • Scannen Sie zunächst Ihren Bekanntenkreis nach Personen, die für Sie Türöffner bei Unternehmen sein können. Suchen Sie auch unter alten Kollegen, ehemaligen Chefs, Kommilitonen etc. Lassen Sie alte Kontakte wieder aufleben. Oft kennen Sie viele Menschen, an die Sie sich nicht direkt erinnern. Diese haben vielleicht keinen Job zu vergeben, können aber Kontakte herstellen oder Informationen beschaffen. Scheuen Sie sich nicht nach dem Motto "Ich kann doch nicht, nach so vielen Jahren ... was soll der denn denken?" Das ist falsche Zurückhaltung. Bieten Sie auch selbst Hilfe und Unterstützung oder nehmen Sie einfach die helfende Hand an - um irgendwann einmal einen guten Rat oder eine nette Tat zurückzugeben.

  • Schreiben Sie Geschäftsführer von Unternehmen an, bei denen Sie Ihre spezifischen Kenntnisse am besten einbringen können, etwa weil es sich um Mitbewerber Ihres ehemaligen Arbeitgebers handelt. Kennzeichnen Sie den Brief mit "persönlich", senden Sie keinen Lebenslauf mit. Argumentieren Sie nur mit Ihrem Know-how und - sehr wichtig vor allem in Vertrieb und kommunikationsnahen Jobs - mit Ihren vielseitigen Kontakten. Doch Vorsicht: Geben Sie diese aber nicht preis.

  • Rufen Sie ranghohe Personen in Unternehmen an, die von Ihrem Wissen und Kontakten profitieren können. Lassen Sie ein bisschen Geheimnis um sich herum entstehen, machen Sie sich interessant. Verdeutlichen Sie dem Gesprächspartner, dass die betreffende Firma von Ihnen ganz konkret profitieren würde. Bieten Sie darüber hinaus auch ein persönliches Gespräch an.

  • Bieten Sie Firmen ganz gezielt Projekte an, die Sie zu deren Nutzen und erst einmal in einer befristeten Zusammenarbeit oder auf freier Basis realisieren.

  • Engagieren Sie sich politisch oder in einem Verband. Sehr viele gute und später auch beruflich nutzbare Kontakte entstehen durch ehrenamtliches Engagement. Sie müssen allerdings wirklich dahinter stehen: Wer sich nur mit dem Ziel, einen Job zu finden irgendwo "reinhängt", wirkt nicht authentisch.

Denken Sie dann einmal in neue und andere Richtungen, die eine Lösung für Ihr Job-Problem sein könnten. Ein paar Anregungen:

  • Sie sind sehr erfahren und kommen aus dem Management? Unter Umständen können Sie als Interim Manager auf Zeit arbeiten. Sprechen Sie mit auf Interim Management spezialisierten Personalberatern.

  • Werfen Sie einen Blick auf die europäischen Nachbarn, wo "Nearshoring" betrieben wird. Die in Polen, Litauen oder Ungarn errichteten Betriebe kommen ohne deutsche Führungskräfte nicht aus. Gibt es dort Einsatzmöglichkeiten?

  • Wechseln Sie die Fronten. Wer über 40 oder gar 50 und 60 Jahre ist, kann sehr gut als Berater arbeiten. Auch Trainer sind oft erst ab einem gewissen Alter so richtig erfolgreich.

  • Neuorientierung: Mitunter ist im alten Beruf wirklich nichts mehr zu machen. Dann überlegen Sie sich, ob Sie umsatteln können - auf einen weniger "jungen" Beruf. Ob medizinische Fußpflege, Ergother

  • e oder Naturheilkunde - kommt vielleicht für Sie eine zweite Karriere in einem Job, in dem das Alter kein Nachteil ist, für Sie in Frage?

Die Auslandsstrategie

Und wenn alle Stricke reißen und nichts anderes machbar erscheint: Schauen Sie über die Grenzen. Österreich wird gerade zum Einwanderungsland für "Gastarbeiter" aus dem Osten Deutschlands, denn dort sind Gastronomiekräfte dringend gesucht. Andere Länder suchen in anderen Bereichen - und schauen dabei oft weit weniger auf das Alter als hierzulande. So können IT-Kräfte in Irland oder Großbritannien Jobs finden. Norwegen steht nahezu allen Fachkräften offen und Frankreich braucht gute Handwerker.

Die Auslandsstrategie Schritt für Schritt:

  • Überlegen Sie: In welchen Ländern wollten Sie immer schon arbeiten, welche Länder sind Ihnen sympathisch?

  • Wo können Sie auch deshalb arbeiten, weil Sie entsprechende Sprachkenntnisse mitbringen?

  • Recherchieren Sie: Wie ist der Jobmarkt für Ihre Qualifikationen? Was können Sie verdienen? Wie ist die Einstellung Ausländern gegenüber? Nutzen Sie Foren im Internet und sprechen Sie Menschen aus den jeweiligen Ländern direkt an. Verlassen Sie sich nicht auf Sekundärinformationen, diese sind häufig veraltet und nicht selten schlecht recherchiert.

  • Informieren Sie sich über die landesüblichen Bewerbungsregeln.

  • Informieren Sie sich über geeignete Arbeitgeber und Vermittler.

  • Entscheiden Sie sich für die Vor-Ort-Suche, die etwas risikoreich ist, oder für die Suche von zu Hause aus. Letztere Option ist manchmal sicherer. Trick 17: Eine Zweitadresse vor Ort im Ausland, etwa bei einem Bekannten oder Freund. Diese hilft Ihnen, eingeladen zu werden, auch wenn Sie (noch) in Deutschland wohnen.

Adressen für weitere Infos

  • EURES-Berater der Arbeitsagentur helfen beim Sprung in die Nachbarländer. EURES hat neben vielen Informationen über Arbeit und Ausbildung in Europa auch noch eine umfamgreiche Job-Datenbank an Bord.

  • Europa-Kontakt bietet einen Ausschreibungsdienst und Stellenmarkt der EU-Behörden.

  • Alles übers Auswandern nach Spanien, Kanada und in die USA finden Sie bei auswanderung.net (kostenpflichtig!).