Grundkurs Textgestaltung und Layout
Form und Sinn: Text setzen und gliedern
Text setzen und gliedern
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Rechts, Links, Mitte: Textausrichtung
Jeder kennt Sie: die drei bis vier Buttons, mit denen die Ausrichtung von Text festgelegt wird. Rechts- oder linksbündig, zentriert oder Blocksatz - mit einem Mausklick wird eine wichtige Entscheidung über Erscheinungsweise und Lesbarkeit eines Textes getroffen. Lesen Sie hier mehr zu Charakteristika und Einsatz-Zwecken der einzelnen Satzarten.
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Ausrichtungsbuttons
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Im Blocksatz ist jede Zeile gleich lang und füllt den Satzspiegel komplett aus. Dadurch werden die Abstände zwischen den einzelnen Wörtern zwangsläufig unterschiedlich groß. Daraus können sich leicht "Löcher" ergeben, die den Lesefluss behindern.
Typografische Laien geben dem Blocksatz gerne pauschal den Vorzug, weil alles damit so schön "ordentlich" aussieht. Tatsächlich ist der Blocksatz jedoch eine recht anspruchsvolle Satzart, die sich nicht für alle Zwecke eignet. Besonders der auf Knopfdruck automatisch generierte Blocksatz hat in der Regel zu weite und zu unregelmäßige Zwischenräume zwischen den einzelnen Wörtern. Bei einigen Schriften können diese Lücken optisch sogar wie papierweiße "Rinnsale" wirken, die den Text vertikal durchrieseln - ein ernsthaftes Lesehindernis. In den löcherigen Zeilen gleitet das lesende Auge immer wieder ab, ein flüssiges Lesen strengt an.
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Beispiel Blocksatz
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Blocksatz muss daher in der Regel nachbearbeitet werden. Diese Nachbearbeitung umfasst idealerweise folgende Punkte:
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Die Einstellung der Wortzwischenräume, die aber nur in spezialisierten Layoutprogrammen machbar ist. Mehr über die typografisch korrekten Wortabstände, den sogenannten Ausschluss, können Sie im Typolexikon lesen.
Die Position von Satzzeichen und v.a. Trennstrichen: Sie sollten über die rechte Satzkante hinausgeschoben werden ("hängende Interpunktion"), um das Erscheinungsbild des Textes zu harmonisieren.
Die Relation von Zeilenlänge, Zeilenabstand und Schriftgröße muss stimmen - dazu mehr im folgenden Kursabschnitt.
Zudem erfordert Blocksatz sorgfältiges Trennen. Zwar sollten Sie auch bei anderen Satzarten auf saubere Worttrennungen achten, aber beim Blocksatz ist ihr Fehlen fatal und führt zu dicken Löchern im Text.
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Normale Textverarbeitungsprogramme bieten in der Regel keine Möglichkeit zu den differenzierten mikrotypografischen Eingriffen, die notwendig sind, um guten und angenehm lesbaren Blocksatz zu erstellen. Sie sollten daher gut überlegen, ob Sie diese Satzart für Ihre Geschäftskorrespondenz überhaupt verwenden wollen. Zudem ist Blocksatz eher eine typische Buch-Satzart, die von der Anmutung her gar nicht so gut zu Briefen passt.
Schlichtweg ungeeignet ist der Blocksatz für...
Schmalsatz: Durch kurze Zeilen entsteht zwangsläufig ein schlechter, löchriger Satz.
Überschriften: Sie werden nie durch Blocksatz auf Zeilenbreite gebracht, sondern sollten immer linksbündig stehen. Sinnunterstützende Trennungen sind aber erlaubt.
Register und Verzeichnisse sind meist stark strukturiert und arbeiten oft mit Einzügen. Hier würde Blocksatz dieses Strukturprinzip unkenntlich machen, weil zusätzlich zu den Einzügen noch "Blocksatz-Lücken" im Text wären.
Bei Inhaltsverzeichnissen ist es oft schon schwierig genug, die Seitenzahl beim Lesen der richtigen Textzeile zuzuordnen. Blocksatz kann das Problem verschärfen.
Linksbündiger Satz hat regelmäßige Wortabstände, dadurch werden die Textzeilen unterschiedlich lang. Daher wird er auch Flattersatz genannt. Für viele Anwendungsbereiche - auch die für Blocksatz "verbotenen" - ist linksbündiger Flattersatz die beste Wahl. Ganz darf man sich aber auch bei dieser robusten Satzart nicht der Computer-Automatik anvertrauen:
Trennungen müssen sorgsam auf sprachliche Konsistenz geprüft werden. Sie sollten nicht nur die Duden-Regeln beherzigen, sondern auch den Textsinn im Auge behalten, sonst wird aus "beinhalten" schnell einmal das grammatisch korrekte, aber sinnlose "bein-halten" oder ähnlicher Unsinn. Das gilt natürlich auch für andere Satzarten.
Indem Sie die Breite des Bereichs einstellen, in dem Trennungen durchgeführt werden, haben Sie Einfluss auf das Erscheinungsbild des Textes. Typografen nennen diesen Bereich "Flatterzone", in der Textverarbeitung Word heißt er "Silbentrennzone". Je schmaler dieser Bereich in Relation zur Zeilenlänge ist, desto mehr Silbentrennungen bekommt der Text.
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Words Silbentrennzone
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Beim rechtsbündigen Satz sind alle Zeilenenden an der rechten Seite bündig untereinander angeordnet, während die Zeilenanfänge links flattern. Diese Satzart ist nur in kleinen Mengen gut lesbar, denn das Auge findet beim Abtasten des Textes die neuen Zeilenanfänge nicht so leicht - Mengensatz sollte also nie rechtsbündig sein. Rechtsbündiger Satz kann ästhetisch jedoch sehr interessant wirken und lässt sich gut nutzen, um typografische Akzente zu setzen - beispielsweise auf einem Briefbogen oder einer Visitenkarte.
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Beispiel rechtsbündiges Element
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Eine weitere Auswirkung des rechtsbündigen Satzes - neben der schlechteren Lesbarkeit - betrifft das Verständnis der Textinhalte. Die links herausragenden Wörter werden durch den Zufall der Zeilenumbrüche akzentuiert - ganz unabhängig von Ihrem tatsächlichen Gewicht im Inhaltsgefüge.
Beim zentrierten Satz (auch "Satz auf Mittelachse" oder "symmetrischer Satz") sind die Zeilenmitten exakt an der Mittelachse einer Seite oder einer Spalte ausgerichtet. Als Satzart für größere Mengen Lesetext ist er ungeeignet, findet jedoch Verwendung bei kürzeren Textmengen wie Bildunterschriften oder Headlines. Auch im Gedichtsatz findet er Verwendung. Er kann optisch locker, oder aber auch sehr feierlich (Urkunden!) wirken. Zentrierter Satz lässt sich sehr schlecht mit anderen Satzarten kombinieren.
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Tabellengestaltung - Beispiele
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Block- und linksbündiger Satz sind also die besten Möglichkeiten für Lesetexte, rechtsbündiger und symmetrischer Satz sind eher für kleine Textmengen geeignet. Sie können aber als optische "Würze" eingesetzt und mit den zwei Lese-Satzarten kombiniert werden. Dabei ist der zentrierte nicht so kombinationsfreudig wie der rechtsbündige Satz.
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Text in Spalten
Spalten sind immer dann sinnvoll, wenn ansonsten überlange Textzeilen zustande kämen. Zeichengröße, die Laufweite der Schrift und die Zeichenanzahl in einer Spalte sind wiederum zu berücksichtigen. Spalten sollten nicht schmaler als 40 Zeichen sein und immer linksbündig oder in sorgfältig nachgearbeitetem Blocksatz gesetzt werden, ansonsten wird das Lesen sehr unkomfortabel!
In wieviele Spalten soll ein Text eingeteilt werden? Abhängig vom späteren Seitenformat und der Schriftgröße sind die Möglichkeiten, die man hat, natürlich nicht unendlich. Aussschlaggebend für die Entscheidung sind Lesbarkeit des Textes und Text/Bild-Anordnung. Je mehr Spalten ein Text hat, desto mehr Variationsmöglichkeiten haben Sie logischerweise bei der Anordnung von Bildern und Text. Beim Einspalter sind die Variationen für das Verhältnis Text/Bild äußerst gering, Möglichkeiten für Zweispalter lernen Sie im Abschnitt über Bilder genauer kennen, drei Spalten sind ein gängiges Maß für Anzeigen und Broschüren, vier Spalten eignen sich für größere Formate und sind bewährt im Zeitungslayout. Unerfahrenere Gestalter sollten nicht zu viele Spalten wählen, denn die schier unendlichen Variationsmöglichkeiten für die Anordnung von Text und Bildern verwirren leicht. Berücksichtigen Sie auch hier schon die geplanten Bildgrößen!
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Spaltenabstand
Textspalten sollen der Lesbarkeit wegen gut voneinander getrennt sein, aber optisch nicht auseinanderfallen. Der beste Spaltenabstand richtet sich wiederum nach der verwendeten Schrift. Um ihn zu ermitteln, gibt es verschiedene Methoden. Sehr praktikabel finde ich den Ansatz, den Cyrus Khazaeli in seinem Crashkurs Typo und Layout empfiehlt: Dabei soll die Buchstabenkombination "mi" Bemessungsgrundlage für den günstigsten Spaltenabstand sein, wenn zusätzlich noch trennende Spaltenlinien eingesetzt werden, dient "mii" zur Orientierung. Allerdings übergeht dieses Verfahren den Zeilenabstand. Ein höherer Zeilenabstand erfordert auch immer einen größeren Spaltenabstand. Hier hilft gutes Augenmaß!