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Ihr Unternehmen braucht eine Finanzierung? In Kreditverhandlungen sollten Sie mit klarem Kopf gehen, nicht mit feuchten Händen. Und auch sonst gibt es jede Menge Fehler - die man alle vermeiden kann. Uwe-Peter Egger, Bankdirektor a.D., zählt die größten "Sünden" für Kreditnehmer auf.
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Erster Fehler: Sie kennen Ihren wahren Kreditbedarf nicht
Sie benötigen für ein neues Projekt eine Vorfinanzierung von 100.000 EUR. Der benötigte Betrag erscheint Ihnen aber so hoch, dass Sie glauben: "Das gibt meine Bank mir doch nie!" Also versuchen Sie, erst einmal mit 60.000 EUR auszukommen.
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Arbeitet Ihre Bank handwerklich sauber, wird sie Ihnen auf die Schliche kommen und schnell feststellen, dass Sie einen falschen Kreditbedarf vortragen.
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Sofern aber Ihre Bank "pennt" und Ihnen tatsächlich den Kredit gewährt: Probleme sind vorprogrammiert, denn natürlich brauchen Sie ja die gesamten 100.000 EUR. Mit den 60.000 EUR geraten Sie schnell an die finanzielle Grenze - und dann müssen Sie mit Ihrer Bank doch über den wirklichen Bedarf diskutieren. Nur sind Sie jetzt in einer viel schlechteren Verhandlungsposition.
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Nennen Sie der Bank Ihren wahren Kreditbedarf.
Errechnen Sie Ihren Kreditbedarf mit Ruhe und Sorgfalt. Holen Sie sich, wenn nötig, Hilfe von Profis.
Planen Sie auch ein Sicherheitspolster für Unvorhergesehenes ein!
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Zweiter Fehler: Sie beantragen Ihren Kredit viel zu spät
Sie benötigen einen Kredit - Sie lassen sich aber zu viel Bedenkzeit. Als Sie endlich zur Bank gehen, müssen Sie bereits die ersten Rechnungen begleichen: Es "brennt" schon.
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Auch bei einer "kleineren Summe" wird die Bank alles andere als begeistert sein, wenn sie unter Zeitdruck gesetzt wird. Schließlich ist sie gesetzlich gehalten, Ihren Kreditwunsch und Ihre Bonität sorgfältig zu prüfen.
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Gehen Sie frühzeitig zur Bank!
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Dritter Fehler: Sie tricksen herum, statt ein Vertrauensverhältnis aufzubauen
Ihrem Unternehmen geht es schlechter, als Sie nach außen darstellen wollen. Sie verschweigen Ihrer Bank Ihre wahren finanziellen Probleme, weil Sie befürchten, sonst keinen Kredit zu bekommen. Sie fürchten, dass Ihr Kreditengagement komplett gekündigt wird, wenn Sie Ihre wahre Situation offenlegen.
Abgesehen davon, dass Sie sich wahrscheinlich strafbar machen: Ihre Bank werden Sie kaum längere Zeit über Ihre wirkliche Situation täuschen können. Banker lieben keine Überraschungen. Treten plötzlich negative Entwicklungen auf, ohne dass Sie Ihren Banker vorgewarnt haben, wird er nervös. In solchen Fällen macht die Bank gern "kurzen Prozess": Dann kann es gut sein, dass der Kredit entsprechend Ihrer Sicherheiten gekürzt wird oder auch Ihr gesamtes Kreditengagement in Gefahr gerät.
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Gestalten Sie die Geschäftsverbindung stets seriös und ehrlich.
Informieren Sie Ihre Bank rechtzeitig über geschäftliche Erfolge und Misserfolge! Das gibt Ihnen zwar keine Garantie, dass die Bank ihr Engagement im Fall des Falles nicht trotzdem zurückfährt. Aber die Chance, dass alles in geordneten Bahnen weiter läuft, wächst erheblich!
Ist die Beziehung zu Ihrem Banker vertrauensvoll, dann bleibt auch der Banker für Sie berechenbar.
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Vierter Fehler: Sie kommen unvorbereitet zum Kreditgespräch
In Gespräche mit Ihrer Bank gehen Sie unvorbereitet. Ihre Unterlagen sind unvollständig, mangelhaft oder veraltet. Fragen der Bank zu Ihrem Unternehmen können Sie nicht auf Anhieb beantworten.
In so einem Fall kommen bei der Bank Fragen zu Ihrer fachlichen Kompetenz auf. Sie verzögern und erschweren eine Kreditentscheidung zu Ihren Gunsten.
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Bereiten Sie Ihre Unterlagen - ggf. mit Hilfe eines Steuer- oder Unternehmensberaters - sorgfältig auf. Bereiten Sie sich auf möglichst alle Fragen vor, die die Bank haben könnte. (Mehr dazu steht in den Beiträgen "So beantragen Sie erfolgreich einen Bankkredit" und "Kreditantrag für Unternehmen und Gründer".)
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Fünfter Fehler: Sie finanzieren Investitionen kurzfristig aus Ihrem Kontokorrentkredit
Ihre Investitionen finanzieren Sie kurzfristig aus Ihrem Kontokorrentkredit? Auf Ihrem Schreibtisch liegen zwei Rechnungen: eine über 3.570 EUR für Lieferungen und Leistungen eines Geschäftspartners, eine zweite über 25.000 EUR plus 19 % Mehrwertsteuer für Ihren neuen Geschäftswagen.
Da Sie einen nicht in Anspruch genommenen Kontokorrentkredit von 30.000 EUR haben, zahlen Sie beide Rechnungen ganz einfach per Überweisung oder Scheck.
Dem Prinzip des geringsten Widerstandes zu folgen, kann richtig teuer werden! Wenn Sie langlebige Wirtschaftsgüter aus dem Kontokorrentkredit bezahlen und dadurch das laufende Konto über das Limit hinaus überziehen, kommen Sie erst in die Kosten- und dann in die Liquiditätsklemme.
Kontokorrentkredite sind einige Prozentpunkte teurer als mittel- oder langfristige Darlehen. Überziehen Sie dann noch Ihr Limit, weil für die laufenden Ausgaben nicht genug Geld da ist, kommt Überziehungsprovision dazu. Dann wird es erst richtig teuer!
Und es kann noch viel schlimmer kommen: Wenige Tage später müssen Sie weitere fällige Rechnungen bezahlen und stellen fest, dass Sie nicht in der Lage sind, Ihre Verpflichtungen pünktlich zu regulieren.
Was ist geschehen? Sie haben Ihren Autokauf aus Ihrem laufenden Konto bezahlt, eine Investition, die Sie mehrere Jahre nutzen. Jetzt ist für Ihre laufenden betrieblichen Ausgaben nicht mehr genug Geld da. Spätestens jetzt müssen Sie zu Ihrer Bank gehen und um mehr Geld bitten.
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Anschaffungen, also mittel- und langfristige Investitionen, müssen auch entsprechend ihrer Nutzungsdauer durch Darlehen finanziert werden. Die Kontokorrentkreditlinie zu erhöhen ist da keine Lösung, sonder nur teuer!
Beachten Sie die "Goldene Bilanzregel". Das ist auch wichtig für Ihre Bonität, und Banken möchten Kredite nur an "gesunde" Unternehmen vergeben.
Die "goldene Bilanzregel" ist eine wichtige Finanzierungsregel, die besagt, dass langfristige Anlagegüter auch durch langfristiges Kapital gedeckt sein sollten (Eigenkapital oder langfristiges Fremdkapital). Dagegen sollte kurzfristiges Umlaufvermögen wie Kassenbestand, Bankguthaben und offene Forderungen durch kurzfristiges Kapital (Kontokorrentkredit, Lieferanten- und Steuerschulden) finanziert werden.Ein zweiter, etwas weniger bekannter Teil dieser Regel besagt, dass das Umlaufvermögen stets die kurzfristigen Verbindlichkeiten (Steuerschulden, offene Rechnungen, Wechselverbindlichkeiten) übersteigen soll. Weitere Informationen hierzu finden Sie in unserem Kurs: "Bilanzen lesen".
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Sechster Fehler: Sie leben in Saus und Braus
Sie haben mit Ihrem Unternehmen im letzten Jahr gut verdient. Da scheint es an der Zeit, etwas vom hart erarbeiteten Geld auch mal privat auszugeben. Die Mitmenschen sollen ja sehen, dass Sie eine erfolgreiche Unternehmerpersönlichkeit sind... Sie ziehen also reichlich Geld aus der Firma.
Damit schmälern Sie jedoch Ihre "flüssigen Mittel" (Bargeld oder Bankguthaben) und erhöhen Ihre Bankschulden. Durch hohe Privatentnahmen verringern Sie nicht nur Ihr Eigenkapital, Sie verstoßen auch schnell gegen den zweiten Teil der "Goldenen Bilanzregel". Ihre Eigenkapitalbasis schrumpft - und mit ihr Ihre Kreditwürdigkeit.
Die Bank achtet darauf, dass Ihr prozentualer Eigenkapitalanteil an der Bilanzsumme mindestens im Rahmen Ihrer Branche liegt!
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Seien Sie bei Privatentnahmen vorsichtig. Lassen Sie Ihr Geld in der Firma arbeiten. Planen Sie Ihren privaten Bedarf im Voraus - und halten Sie sich an den Plan.
Vergessen Sie auch bei guten Geschäftsjahren nicht, dass noch Steuern fällig werden. (Eine Praxisanleitung liefert der Beitrag "Steuerschätzung, selbst gemacht".)
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Siebter Fehler: Sie unterwerfen sich Ihrer Bank
Ihr Bankmitarbeiter ist auch nur ein Mensch. Er hat gelegentlich Angst vor seinen eigenen Entscheidungen und um seinen Arbeitsplatz! Am liebsten gewährt er deshalb nur ganz "sichere" Kredite, also Kredite gegen gute Sicherheiten - deshalb fordert er von Ihnen evtl unnötig viele davon. Aus Angst vor einer Ablehung des Kreditantrags haben, stimmen viele Kreditnehmer ohne weitere Verhandlungen zu.
Wenn Sie sich Ihrer Bank zu sehr ausliefern, indem Sie Ihre sämtlichen freien Vermögenswerte als Sicherheit hergeben, droht Ihnen unter Umständen ein böses Erwachen. Angenommen, Sie haben alle Kredite und alle Sicherheiten bei einer einzigen Bank, benötigen aber plötzlich mehr Geld - Ihre Bank sagt aber "nein": Dann fehlen Ihnen Sicherheiten, um bei einem anderen Institut vorzusprechen. Sie haben nur noch die Möglichkeit, auf Ihr Vorhaben zu verzichten oder die Bank komplett, mit allen Krediten und Sicherheiten, zu wechseln und sich in die Abhängigkeit eines neuen Kreditgebers zu begeben.
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Halten Sie Ihr Pulver trocken: Behalten Sie nach Möglichkeit ein paar freie Vermögenswerte (z. B. abtretbare Forderungen, Fahrzeuge, Grundschulden) in der Hinterhand.
Wenn Ihre wirtschaftlichen Verhältnisse gut sind, können Sie durchaus verlangen, dass ein Teil Ihrer Kredite blanko gewährt wird.
Arbeiten Sie längerfristig mit mehr als einer Bank zusammen! So können Sie den unterschiedlichen Service miteinander vergleichen und stehen in Verhandlungssituationen gut da.
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Achter Fehler: Sie kennen Ihre Verschuldungsobergrenze nicht
Sie kennen Ihre Verschuldungsobergrenze nicht und nehmen zu hohe Kredite auf. Deshalb kommt unweigerlich der Zeitpunkt, an dem Sie die Kredite nicht mehr bedienen, Zinsen und Tilgung nicht mehr aufbringen können.
Die Verschuldungsobergrenze wird auch Kapitaldienstgrenze genannt und benennt die Summe dessen, was Sie insgesamt an Mitteln für Kredite aufbringen können.
Diesr Wert interessiert natürlich auch Ihre Bank. Bei der Prüfung gehen die Banker von Ihrem Cashflow aus: Die Kreditaufnahme darf nur so hoch sein, dass Sie Zinsen und Tilgung ohne Probleme aus Ihrem Cashflow aufbringen können.
Was Banker können, können Sie schon lange: Die notwendigen Daten finden Sie entweder in Ihrer Einnahme-Überschussrechnung, in der Gewinn- und Verlustrechnung Ihrer Bilanz oder in der Auswertung Ihrer Steuererklärungssoftware.
So berechnen Sie Ihre Verschuldungsobergrenze:
Beispiel |
Ihre Zahlen |
|
Gewinn |
75.000 EUR |
|
+ Abschreibungen |
10.000 EUR |
|
= Brutto-Cashflow |
85.000 EUR |
|
- Entnahmen inkl. privater Einkommensteuer |
55.000 EUR |
|
= Netto-Cashflow |
30.000 EUR |
|
+ Zinsaufwand für bisher bestehende Kredite |
8.000 EUR |
|
Verschuldungsobergrenze (max. Aufwand für Tilgung + Zinsen) |
38.000 EUR |
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Für die Berechnungen der Bank ist hier die Verschuldungsobergrenze von 38.000 EUR von Bedeutung.
Für Sie als Kreditnehmer ist allerdings der Netto-Cashflow von 30.000 EUR die maximale Summe, die Sie für einen weiteren Kredit aufbringen könnten.
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Bei einer Verschuldungsobergrenze von 38.000 EUR bekommen Sie entweder:
ein Annuitätendarlehen (Hypothek) über 380.000 EUR für 6 % Zinsen und 4 % Tilgung (= jährliche Leistung von 38.000 EUR, entsprechend Kapitaldienstgrenze) oder
einen Kontokorrentkredit über 380.000 EUR bei 10 % Zinsen (bei voller Kreditausnutzung, bei durchschnittlich 50%iger Inanspruchnahme sind sogar 760.000 EUR theoretisch tragbar) oder
ein Tilgungsdarlehen von 200.000 EUR für 7 % Zinsen und jährlich (bei 10 Jahren Laufzeit) 20.000 EUR Tilgung sowie zusätzlich 40.000 EUR Kontokorrentkredit mit 10 % Zinsen
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Ermitteln Sie vor den Kreditverhandlungen Ihre Verschuldungsobergrenze.
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Neunter Fehler: Sie lesen Ihren Kreditvertrag nicht richtig
Kreditvereinbarungen mit Banken können recht umfangreich sein. Neben den individuellen Vereinbarungen sind auch die "Allgemeinen Geschäftsbedingungen" der Bank Teil des Kreditvertrags. Nicht jedem Bankkunden ist immer bewusst, was er alles unterschreibt. Häufig verstoßen Kreditnehmer gegen folgende Punkte:
Der Kontokorrentkredit wird teilweise für langfristige Anschaffungen oder gar Privatentnahmen verwendet (Fünfter Fehler).
Es wird gegen die Informationspflichten verstoßen (Dritter Fehler).
Im Kreditvertrag enthaltene Auflagen - beispielsweise Meldepflicht bei Bestandsveränderungen oder Wertminderungen von gestellten Sicherheiten - werden nicht beachtet (Dritter Fehler).
Kontoüberziehungen erfolgen ohne Absprache mit der Bank (Dritter Fehler).
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Überziehen Sie den Kreditrahmen Ihres Konto nicht nennenswert, ohne vorher mit Ihrer Bank darüber gesprochen zu haben. Liefern Sie plausible Gründe, warum Sie Ihr Limit überschreiten müssen. Erklären Sie, wann und wie Sie planen, die Überziehung zurückzuführen.
Informieren Sie Ihre Bank/en fortlaufend und zeitnah über Ihre geschäftliche Entwicklung, über große Aufträge, anstehende Investitionen und Ähnliches.
Lesen Sie auch das Kleingedruckte Ihres Kreditvertrag genau, auch wenn es manchmal mühsam ist. Bei Unklarheiten fragen Sie einfach nach. Die Bank hat schließlich Interesse an wohlinformierten Kunden.
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Viele weitere Informationen zur Vorbereitung eines Kreditgespräches finden Sie in unseren Ratgebern:
Grundlagenwissen über Kreditsicherheiten vermitteln die Beiträge: