Kleine Schriftkunde für Einsteiger
Typographische Unterschiede
Typographische Unterschiede
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Bei der Erstellung einer Website, beim Layout für einen Flyer, bei der Gestaltung Ihres Logos: Immer haben Sie es mit Schriften zu tun. Bevor Sie Ihre Leser mit der ewig selben Times New Roman langweilen, ist es besser, sich ein paar Grundkenntnisse im Umgang mit Schriften anzueignen. Lorenz Hölscher liefert einen Überblick.
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Die technische Seite der Schrift
Die Zeiten der handgesetzten Bleilettern sind lange vorbei, Schriften werden praktisch nur noch digital erzeugt. Die Beschreibung der Zeichen ist jeweils in einer Datei enthalten, die es in zwei Varianten gibt:
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als Bitmap, bei der jedes Zeichen als Punktmuster gespeichert ist, so wie auch MS-Paint Bilder speichert, oder
als Vektorgrafik, bei der jedes Zeichen mathematisch als Reihenfolge von Punkten, Kurven und Strichdicken gespeichert ist, so wie beispielsweise in CorelDraw gezeichnet wird.
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Die Bitmap-Schriften erkennen Sie im Kombinationsfeld zur Schriftauswahl daran, dass gar kein Symbol oder ein kleiner Drucker davor steht.
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Schriftauswahl in Word
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Die Vektorschriften sind in Windows meistens im TrueType-Format (daher das "TT"-Symbol) von Microsoft gespeichert. Das Type1-Format von Adobe ist nur noch selten anzutreffen, es konnte sich schlicht nicht durchsetzen.
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Wegen ihrer mathematischen Beschreibung sind Vektor-Schriften skalierbar, also beliebig zu vergrößern und zu verkleinern. Bei Bitmap-Schriften hingegen werden aus kleinen Fehlern große Probleme, weil die Pixel einfach nur vergrößert werden, ohne mehr Details zu liefern. Das sieht dann irgendwann so aus wie im folgenden Bild:
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Vergrößerte Vektor- (oben) und Bitmap-Schrift (unten)
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Damit ist eigentlich auch schon klar, dass Bitmap-Schriften die völlige Ausnahme bleiben sollten. Nur Vektor-Schriften genügen heutigen Anforderungen.
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Die Auswahl der Zeichen
In einer einzigen Schriftdatei sind alle Zeichen enthalten, aber deren Menge kann sich erheblich unterscheiden. Anfangs waren es 128 Zeichen, die vom American National Standards Institute festgelegt worden waren. Daher ist diese Aufteilung als ANSI-Code bekannt.
Darin waren jedoch beispielsweise keine Umlaute, Akzente oder ähnliche nicht-amerikanische Besonderheiten berücksichtigt. Nachdem eine Zeitlang für jedes Land eigene, angepasste ANSI-Zeichensätze genutzt wurden, setzte sich mit ASCII (genauer: ISO 8859-1 für westeuropäische Zeichen) wieder ein einheitlicher Zeichensatz durch, der nun 256 Zeichen enthielt.
Das mag für Schriften ausreichen, die nur wenige Buchstaben enthalten, wie in lateinischer, kyrillischer, arabischer oder hebräischer Schrift. Die weitaus meisten Menschen schreiben jedoch Silben- oder Symbolschriften, nämlich Inder, Chinesen, Japaner und viele weitere im indonesischen Sprachraum.
Schon japanische Grundschüler beispielsweise lernen über 1.000 Schriftzeichen, das so genannte Lehrplan-Kanji. Daher hat Microsoft das Unicode-Format entwickelt, bei dem je Datei rund 65.000 Zeichen einer Schrift möglich sind.
Wenn Sie mit Unicode deren lateinische Buchstaben und Ziffern nutzen, merken Sie dabei keinen Unterschied zu ASCII, weil das Betriebssystem den Zugriff für Sie verwaltet. Bei Bedarf können Sie aber in genau der gleichen Schriftart auch arabische Schriftzeichen aufrufen.
Das folgende Bild zeigt dies in der Schrift Tahoma mit kyrillischen (Zeile 1), hebräischen (Zeilen 2 bis 4) und arabischen (Zeilen 4ff.) Zeichen:
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Kyrillische, hebräische und arabische Zeichen in einer Schrift-Datei
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Die typografischen Unterschiede
Es gibt drei wesentliche Arten von Schriften:
Antiqua-Schriften (mit Serifen)
Grotesk-Schriften (ohne Serifen)
Schmuck-Schriften, die sich keiner der beiden übrigen Arten zuordnen lassen.
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Schriftklassifikation nach Norm
Die offizielle Aufteilung der Schriften anhand der DIN-Norm 16518 sieht in Wirklichkeit ganz anders aus und nennt elf Schriftgruppen. Dort wird etwa die Grotesk-Schrift nur als Serifenlose Linear-Antiqua in der Gruppe VI geführt.
Für Nicht-Fachleute sind aber die Unterschiede zwischen einer Venezianischen Renaissance-Antiqua und einer Französischen Renaissance-Antiqua wenig ersichtlich, daher lasse ich es bei der obigen, sehr groben Unterteilung.
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Serifen sind die Ende-Striche, die mehr oder weniger ausgeprägt zu erkennen sind. Sie galten lange Zeit als Leseunterstützung, sozusagen als Führungslinien für die Augen.
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Antiqua (oben, mit Serifen, Schriftart Garamond) und Grotesk (unten, ohne Serifen, Schriftart Arial)
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Diese Ansicht ist heutzutage überwunden. Es gibt eher eine verstärkte Nutzungsunterscheidung in technische Texte (Grotesk) und Belletristik (Antiqua).