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Wie oft hat man Ihnen in den letzten Tagen ein "erfolgreiches" neues Jahr gewünscht? Erfolg ist eine Art goldenes Kalb. Erfolgsratgeber füllen ganze Regale, wohlfeile Geschäftstipps für garantiertes Wachstum und große Gewinne gibt es wie Sand am Meer. Bei Misserfolgen und erst recht im Scheitern sehen sich gerade Selbstständige und Unternehmer jedoch schnell allein gelassen und obendrein von Häme bedroht. Da verzichten viele Gründungswillige lieber gleich darauf, ihre Träume zu verwirklichen. Aber warum eigentlich diese Angst vor dem Misserfolg? Setzen wir doch der "German Business-Angst" die konstruktive Kraft der Krise entgegen.
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"Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen." Mit diesen Worten kommentierte Leo Kirch einst den Niedergang seines Medienreiches und die damit verbundenen Milliardenverluste. Ob seine demütige Haltung tatsächlich tiefem Gottvertrauen entsprang oder bloß kokette Pose war, sei dahingestellt. In jedem Fall enthält die Einstellung eine wichtige Voraussetzung für die konstruktive Bewältigung von Misserfolgen im Geschäftsleben: Rückschläge, Krisen und Pleiten müssen nicht zwangsläufig auf persönliches Versagen zurückgeführt und als Erniedrigung oder gar Vernichtung verstanden werden.
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Bei Licht betrachtet handelt es sich um Momentaufnahmen: In jeder noch so schwierigen Situation stecken Entwicklungspotenziale – und zwar sowohl betriebliche als auch persönliche. Wer es schafft, sich zu dieser Erkenntnis durchzuringen, kann schwierige Phasen leichter bewältigen. Und einen neuen Anlauf nehmen – wie der (ja keineswegs verarmte) Kirch, der vor seinem Tod im Jahr 2011 noch ein Comeback als Medienunternehmer gefeiert hat.
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German Business-"Angst"
Die Ursachen für geschäftliche Misserfolge liegen in vielen Fällen außerhalb des individuellen Verantwortungsbereichs. Denken Sie nur an die Folgen der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise. Und selbst wenn eine Pleite selbst verschuldet ist, ist sie weder strafbar noch Ausdruck persönlicher Minderwertigkeit. Genau diese Haltung ist aber weitverbreitet: Eine weltweite Untersuchung zum Thema Unternehmensgründungen ergab vor ein paar Jahren, dass in Deutschland mehr als die Hälfte der Befragten durch die Angst zu scheitern davon abgehalten werden, ein Unternehmen zu gründen. In den USA sagten das demgegenüber nur gut 20 Prozent von sich! Immerhin: Glaubt man dem jüngsten Global Entrepreneurship Monitor (GEM 2012), ist die "fear of failure" hierzulande auf ein mittleres Maß gesunken (2012: 42 % der Befragten).
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Verschärft wird die individuelle Versagensangst durch die (vermutete) Reaktion seiner Umgebung: Wer sich die Selbstständigkeit trotz aller Unkenrufe zutraut und damit auf die Nase fällt oder zu fallen droht, kann sich der Häme vieler Mitmenschen sicher sein: "Hab' ich's nicht gesagt!?" In akuten Krisensituationen droht deshalb die Angstfalle: Wenn Markt- und Konjunkturentwicklung nach unten deuten und die persönliche oder betriebliche Leistungsfähigkeit nachlässt, setzt das rationale Denken aus und dafür Verdrängungs- oder Panikreaktionen ein.
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Selbstmord aus Angst vor dem Tod?
Sicher: Die Neigung, eine betriebliche Krise "unter dem Deckel" zu halten, hat einen sehr realen Kern: Kreditinstitute, Auftraggeber und Lieferanten, aber auch Mitarbeiter reagieren sehr empfindlich auf Misserfolgs-Anzeichen. Inzwischen zittern ja sogar ganze Staaten und Kontinente vor den Reaktionen der Finanzmärkte! Trotzdem und gerade deshalb: Wenn es wirklich eng zu werden droht, dürfen Selbstständige und Unternehmer die Augen vor den Problemen nicht verschließen.
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Beschönigungen entwickeln sich zwar leicht zur Selbsttäuschung – wenn Gerüchte aber erst einmal die Alarmglocken bei Geschäftspartnern zum Schrillen gebracht haben, ist es für die Rettung auch eigentlich gesunder Betriebe oft zu spät. Demgegenüber zeigt sich echter Unternehmergeist darin, Problemen ohne Schönfärberei zu begegnen. Bei Licht betrachtet bleibt einem gar nichts anderes übrig, als sich auf die oft beschworenen Chancen einer Krise einzulassen.
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Augen auf und durch!
Der "Turnaround", die rettende Wende, findet zuallererst im Kopf des Kapitäns statt: Indikatoren wie Liquiditätsengpässe, Auftrags- und Umsatzrückgang, Gewinneinbußen oder steigende Verluste müssen Anlass für eine schonungslose Bestandsaufnahme sein: Unternehmertum statt Unterlassertum ist gefragt. Besonders wichtig:
Wie sieht der Zu- und Abfluss finanzieller Mittel kurz- und mittelfristig aus?
Wann drohen konkrete Engpässe? Wie lässt sich die Zahlungsunfähigkeit vermeiden?
Wie können "Stillhalte-Abkommen" mit Banken und Gläubigern erreicht werden?
Wo lassen sich kurzfristig und wirksam Kosten senken?
Wie kann die Zahlungsmoral der eigenen Kunden kurzfristig und dauerhaft verbessert werden?
Wird das vorhandene Potenzial an Produkten und Dienstleistungen wirklich ausgeschöpft? Werden die bestehenden Geschäftskontakte konsequent genutzt?
Wie lassen sich die eigenen Angebote an veränderte Märkte anpassen?
Welche Anforderungen stellt das Insolvenzrecht an Unternehmer? Welche Unterstützung kann der Betrieb bei Zahlungsunfähigkeit erwarten?
Worauf Sie dabei im Einzelnen achten müssen, erfahren Sie im Beitrag "Drohende Zahlungsunfähigkeit? Handeln statt hadern!" Unternehmensberater Hans-Joachim Brüser stellt Ihnen in seinem "Erste-Hilfe-Koffer Unternehmenskrise" sogar einen kompletten Notfallplan zur Vermeidung und Behebung einer Unternehmenskrise zur Verfügung.
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Wer nicht fragt, bleibt dumm
Erste Hilfe bei Unwissenheit, Angst und Zeitdruck bietet die vom Bundeswirtschaftsministerium herausgegebene Informationsbroschüre "Krisenmanagement: Was tun in der Krise" (Gründerzeiten Nr. 13, PDF, 562 KB).
Individuellere und konkretere "Pannenhilfe" für Unternehmer versprechen die regionalen "Runden Tische" von der KfW Mittelstandsbank, Handwerks- sowie Industrie- und Handelskammern. Wenn bereits Schulden drücken, helfen Schuldnerberatungsstellen vor Ort weiter. Die Adresse der nächsten Beratungsstelle finden Sie auf der Website der Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung. Viele andere kostenlose Beratungs- und Selbsthilfe-Plattformen sowie professionelle Krisenmanager entnehmen Sie unseren Überblicksbeiträgen.
Was für Unternehmensgründungen gilt, trifft in schlechten Zeiten erst recht zu: Die wenigsten Menschen sind als Krisenmanager oder Sanierer zur Welt gekommen. Das erforderliche Wissen kann man aber erwerben.
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Beratungszuschüsse in Anspruch nehmen
Entgegen anderslautenden Vermutungen werden nicht nur professionelle Gründungsberatungen staatlich gefördert: So bezuschusst zum Beispiel das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) allgemeine Unternehmensberatungen mit bis zu 1.500 Euro. Bei der Antragstellung lassen Sie sich am besten von einem Berater Ihrer Wahl unterstützen.
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Hiobsbotschaft für Stehaufmännchen
Unternehmenskrisen oder gar Pleiten stellen für viele Menschen eine sehr ernste, gelegentlich existenzielle Bedrohung dar. Insofern sind die Sorgen verantwortungsbewusster Unternehmer um die Zukunft ihrer Familien und die ihrer Mitarbeiter nur zu verständlich. Vor diesem Hintergrund klingt das Motto des legendären Existenzgründers Henry Ford ("Scheitern ist die einzige Gelegenheit, es noch einmal zu versuchen – und zwar intelligenter") in den Ohren Betroffener oft zynisch.
Und doch bergen Krisen tatsächlich Chancen. Zunächst einmal natürlich betriebswirtschaftliche: So manche Flaute hat sich im Nachhinein als heilsamer Schuss vor den Bug entpuppt. So sorgt oft erst ein unerwarteter Liquiditätsengpass oder eine plötzliche Auftragsflaute dafür, dass die Kosten durchleuchtet, die Finanzierung auf ein solideres Fundament gestellt oder Produkte an veränderte Märkte angepasst werden.
Der Misserfolg, mag er nun durch Wirtschaftskrisen, geschäftliches Pech, individuelle Fehler oder gar Unvermögen verursacht worden sein, bietet aber auch die Gelegenheit der persönlichen Weiterentwicklung. Und zwar nicht nur, weil jede überstandene Krise abhärtet und auf künftige geschäftliche Herausforderungen vorbereitet. Sondern auch deshalb, weil durch Krisen gebeutelte Selbstständige mitunter von Überheblichkeit oder gar Größenwahn zum "menschlichen Maß" zurückfinden und dabei oft toleranter und mitfühlender werden. Diese positive Entwicklung stößt im privaten Umfeld auf entsprechende Resonanz – die dann tiefere Spuren hinterlässt als die vielfach völlig zu Unrecht befürchtete Schadenfreude.
Hiob, der schwer geprüfte biblische Urheber von Leo Kirchs eingangs erwähntem Lebensmotto, kannte sie, die schmerzhaft positive "Kraft der Krise". Er beließ es nicht nur bei Schicksals- und Gottergebenheit, sondern bedankte sich ausdrücklich für die auferlegten Prüfungen: "Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen. Der Name des Herrn sei gelobt!"
Falls Ihnen das dann doch zu biblisch oder abgehoben ist, sagt Ihnen möglicherweise das sehr persönliche "Tagebuch einer Pleite" mehr zu, das die einstige Vorzeige-Unternehmerin Anne Koark unter dem Titel "Insolvent und trotzdem erfolgreich" veröffentlicht hat. Mit "Zurück auf Start" hat die Stehauffrau mittlerweile ihr neues Leben nach der Insolvenz beschrieben.
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Zum Weiterlesen:
Mut zum Erfolg ist hilfreich fürs Geschäft, findet Ulrike Bergmann-Albrecht: Mehr Mut zum Erfolg!
Diesen und noch weitere Beiträge finden Sie auf unserer Themenseite Überlebenstipps für Selbstständige.