Kreditvergabe: Wie Sie Ihre Chancen durch ein Vor-Rating deutlich verbessern
Rating-Faktoren
Rating-Faktoren
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Die Grundlagen des Kredit-Ratings
Die Kreditinstitute können auf verschiedene Verfahren für das interne Rating zurückgreifen. Unabhängig vom Verfahren soll die Bank sicherstellen, dass
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möglichst alle relevanten Markt-, Wettbewerbs- und Unternehmensdaten genutzt und verarbeitet werden,
die Beurteilung der verwendeten Daten und Unterlagen so erfolgt, dass sie für alle Beteiligten transparent und nachvollziehbar ist,
die Bewertung der Fakten einheitlich und vergleichbar erfolgt.
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Dabei werden im Einzelnen die Felder
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Management,
Markt/Branche,
Kundenbeziehung,
wirtschaftliche Verhältnisse,
Unternehmensentwicklung,
Bonitätseinstufung des Unternehmens,
Risikoeinstufung des Kreditengagements
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untersucht und eingestuft.
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Sämtliche Felder sind jeweils in sechs Beurteilungsstufen unterteilt, die, ähnlich wie beim Schulnotensystem, von 1 bis 6 benotet werden.
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1 = ausgezeichnet
2 = gut
3 = befriedigend
4 = verbesserungsbedürftig
5 = erhebliche Schwächen
6 = nicht vorhanden/völlig unzureichend
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Dabei kann es im Einzelfall sicherlich zu unterschiedlichen Einschätzungen zwischen Bank oder Rating-Agentur und dem Unternehmen kommen. Diese dürften aber nur gradueller Art und nicht grundsätzlich sein, da die Beschreibungen der einzelnen Leistungen präzise erfolgen müssen.
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Um Ihnen einen grundsätzlichen Einblick in das Rating zu geben, sind im Folgenden die Hauptfragen mit ihrer Benotung aufgeführt.
Zu 1. Management Qualität der Geschäftsführung und des Managements |
Wert |
In allen Bereichen hohe fachliche und persönliche Qualifikation |
1 |
Gute Qualifikation mit Stärken in Teilbereichen |
2 |
Qualifikation mit Stärken in Teilbereichen |
3 |
Durchschnittliche Qualifikation mit Schwächen in Teilbereichen |
4 |
Deutliche Schwächen in Teilbereichen, latente Nachfolgeprobleme |
5 |
Nicht ausreichende Qualifikation, akute Nachfolgeprobleme |
6 |
Qualität des Rechnungswesens, Controllings |
Wert |
Ausgezeichnet |
1 |
Gut |
2 |
Befriedigend |
3 |
Verbesserungsbedürftig |
4 |
Erhebliche Schwächen |
5 |
Nicht vorhanden, völlig unzureichend |
6 |
Zu 2. Markt/Branche Markt-Branchenentwicklung |
Wert |
Markt/Branche ist sehr stark wachsend, weiterhin sehr gute Aussichten |
1 |
Markt/Branche ist wachsend, weiterhin gute Aussichten |
2 |
Markt/Branche ist stagnierend, weitere Aussichten günstig |
3 |
Markt/Branche ist stagnierend, weiterhin Stagnation zu erwarten |
4 |
Markt/Branche ist leicht rückläufig, Besserung nicht zu erwarten |
5 |
Markt/Branche ist stark rückläufig. Überkapazitäten |
6 |
Konjunkturabhängigkeit |
Wert |
Keine Konjunkturabhängigkeit |
1 |
Geringe Konjunkturabhängigkeit, kaum anfällig gegen konjunkturelle Schwankungen |
2 |
Konjunkturabhängigkeit, reagiert auf konjunkturelle Schwankungen |
3 |
Verstärkte Konjunkturabhängigkeit, reagiert in verstärktem Maße auf konjunkturelle Schwankungen |
4 |
Starke Konjunkturabhängigkeit, jede kleinere konjunkturelle Schwankung führt zu starken Reaktionen |
5 |
Extreme Konjunkturabhängigkeit, konjunkturelle Schwankungen haben extreme Auswirkung auf das Unternehmen |
6 |
Abnehmer- und Lieferantenstreuung |
Wert |
Keine Abhängigkeit, sehr breite Streuung der Abnehmer und Lieferanten |
1 |
Geringe Abhängigkeit, überwiegend breite Streuung, |
2 |
Befriedigende Streuung, Ausfall eines Lieferanten/Abnehmers kann verkraftet werden |
3 |
Abhängigkeiten gegeben, über 50 Prozent des Umsatzes entfallen |
4 |
Starke Abhängigkeit, der weit überwiegende Teil des Umsatzes entfällt |
5 |
Extreme Abhängigkeit, nur 1-2 Lieferanten oder max. 5 Abnehmer |
6 |
Export/Importrisiken |
Wert |
Gute Streuung über verschiedene Länder oder nur OECD-Länder |
1 |
Gute Streuung über verschiedene Länder oder ausschließlich OECD-Länder. |
2 |
Streuung ausschließlich über OECD-Länder und geringe Zahlungsabsicherung/Vertragserfüllungsgarantien |
3 |
Streuung ausschließlich über OECD-Länder ohne Zahlungsabsicherung/Vertragserfüllungsgarantien |
4 |
Streuung über verschiedene Länder mit geringer Zahlungsabsicherung/Vertragserfüllungsgarantien |
5 |
Risikoländer bzw. Nicht-OECD-Länder mit keiner bzw. |
6 |
Konkurrenzintensität |
Wert |
Keine Konkurrenz (alleiniger Anbieter im Markt) |
1 |
Geringe Konkurrenzintensität (gute Marktposition) |
2 |
Durchschnittliche Konkurrenzintensität (normaler Wettbewerb) |
3 |
Hohe Konkurrenzintensität (Preiswettbewerb) |
4 |
Sehr hohe Konkurrenzintensität (starker Preiswettbewerb) |
5 |
Verdrängungswettbewerb (viele kleine Anbieter und einige große Anbieter im Markt) |
6 |
Produkt/Sortiment |
Wert |
Gut veräußerbare Produkte von hoher Qualität, optimale Sortimentszusammensetzung |
1 |
Gut veräußerbare Produkte mit normaler Qualität, gute Sortimentszusammensetzung |
2 |
Gute Standardprodukte/normales Sortiment |
3 |
Standardprodukte/Sortiment mit Schwächen |
4 |
Schwache Produkte/Fehler im Sortiment |
5 |
Minderwertige Produkte/falsches Sortiment |
6 |
Leistungsstandard |
Wert |
Sehr guter Leistungsstandard |
1 |
Guter Leistungsstandard |
2 |
Zufriedenstellender Leistungsstandard |
3 |
Gerade noch ausreichender Leistungsstandard |
4 |
Schlechter Leistungsstandard |
5 |
Ungenügender Leistungsstandard |
6 |
Zu 3. Kundenbeziehung Kontoführung |
Wert |
Einwandfreie Kontoführung mit zeitweiligem Haben-Saldo |
1 |
Einwandfreie Kontoführung im Rahmen der Kreditlinien, |
2 |
Einwandfreie Kontoführung im Rahmen der Kreditlinien |
3 |
Einwandfreie Kontoführung mit ständiger hoher Inanspruchnahme. |
4 |
Ständig volle Inanspruchnahme mit wiederholten Überziehungen. |
5 |
Kontoführung nicht vereinbarungsgemäß, häufige Linienüberschreitung, |
6 |
Kundentransparenz/Informationsverhalten |
Wert |
Offenes und vertrauensvolles Verhältnis zwischen Kunde und Bank, |
1 |
Vertrauensvolles Bank-Kunde-Verhältnis, |
2 |
Zufriedenstellendes Bank-Kunde-Verhältnis, |
3 |
Ausreichendes Bank-Kunde-Verhältnis, |
4 |
Kein Vertrauensverhältnis, unvollständige Informationen |
5 |
Gespanntes Bank-Kunde-Verhältnis, |
6 |
Zu 4. Wirtschaftliche Verhältnisse Beurteilung des Jahresabschlusses |
Wert |
Sehr gute Verhältnisse |
1 |
Gute Verhältnisse |
2 |
Zufriedenstellende Verhältnisse |
3 |
Ausreichende Verhältnisse |
4 |
Angespannte Verhältnisse |
5 |
Sehr schlechte Verhältnisse |
6 |
Gesamte Vermögensverhältnisse |
Wert |
Vermögen deckt Gesamtschulden zu mind. 200 % ab |
1 |
Vermögen deckt Gesamtschulden zu mind. 150 % ab |
2 |
Vermögen deckt Gesamtschulden zu mindestens 125 % ab |
3 |
Vermögen deckt Gesamtschulden zu mind. 110 % ab |
4 |
Vermögen deckt Gesamtschulden zu mind. 100 % ab |
5 |
Vermögen deckt Gesamtschulden nur zu unter 100 % ab |
6 |
Zu 5. Weitere Unternehmensentwicklung Unternehmensentwicklung seit letztem Jahresabschluss |
Wert |
Deutliche Verbesserung seit letztem Jahresabschluss |
1 |
Verbesserung seit letztem Jahresabschluss |
2 |
Keine Veränderung seit letztem Jahresabschluss |
3 |
Verschlechterung seit letztem Jahresabschluss |
4 |
Deutliche Verschlechterung seit letztem Jahresabschluss |
5 |
Gravierende Verschlechterung seit letztem Jahresabschluss |
6 |
Unternehmensplanung |
Wert |
Gute Zukunftserwartungen, |
1 |
Gute Zukunftserwartungen, |
2 |
Durchschnittliche Zukunftserwartungen, |
3 |
Durchschnittliche Zukunftserwartungen, |
4 |
Schwache Zukunftserwartungen (oder gute Zukunftserwartungen, nicht plausibel) |
5 |
Schlechte Zukunftserwartungen, |
6 |
Ertragsplanung und künftige Kapitaldienstfähigkeit |
Wert |
Hoher Liquiditätsüberschuss bzw. sehr gute Gewinnaussichten |
1 |
Liquiditätsüberschuss bzw. gute Gewinnaussichten |
2 |
Geringer Liquiditätsüberschuss bzw. befriedigende Gewinnaussichten |
3 |
Kein Liquiditätsüberschuss bzw. kein Gewinn |
4 |
Liquiditätsfehlbetrag bzw. Verluste |
5 |
Hoher Liquiditätsfehlbetrag bzw. hohe Verluste |
6 |
Besondere Unternehmensrisiken |
Wert |
Keine besonderen Risiken und übliche Risiken voll abgedeckt |
1 |
Besondere Risiken vorhanden, die jedoch voll abgedeckt sind |
2 |
Besondere Risiken vorhanden, die jedoch weitgehend abgedeckt sind |
3 |
Besondere Risiken vorhanden, die nur zum Teil abgedeckt sind |
4 |
Hohe besondere Risiken vorhanden, die nicht abgedeckt sind |
5 |
Existenzbedrohende besondere Risiken vorhanden, die nicht abgedeckt sind |
6 |
Zu 6.) Bonitätseinstufungen des Unternehmens |
Wert |
Bonität erstklassig, gute bis sehr gute Adresse |
1 |
Bonität gut, Unternehmen mit geordneten Verhältnissen, Bonität befriedigend, jedoch mit Schwächen |
2 |
Ein Unternehmen, das in einigen Bereichen Schwächen zeigt, jedoch insgesamt noch akzeptabel ist |
3 |
Bonität ausreichend. Unternehmen mit Schwächen, die beachtet werden müssen |
4 |
Bonität mangelhaft. Unternehmen mit erheblichen Schwächen und absehbaren existenziellen Problemen |
5 |
Bonität ungenügend. Unternehmen ist akut gefährdet und in seiner Existenz bedroht |
6 |
Zu 7.) Sicherheiten |
Wert |
Es sind voll werthaltige Sicherheiten vorhanden, die das Obligo voll besichern |
1 |
Es sind werthaltige Sicherheiten vorhanden, die das Obligo bis unter 100 % absichern |
2 |
Es sind werthaltige Sicherheiten vorhanden, die das Obligo bis unter 75 % absichern |
3 |
Es sind werthaltige Sicherheiten vorhanden, die das Obligo bis unter 50 % absichern |
4 |
Es sind werthaltige Sicherheiten vorhanden, die das Obligo bis unter 25 % absichern |
5 |
Es sind keine werthaltigen Sicherheiten vorhanden |
6 |
Zu 8.) Risikoeinstufung des Kreditengagements |
Wert |
Das Gesamtrisiko des Kreditengagements ist als sehr gering anzusehen |
1 |
Das Gesamtrisiko ist als gering anzusehen |
2 |
Das Gesamtrisiko ist als überschaubar anzusehen |
3 |
Das Gesamtrisiko ist als noch vertretbar anzusehen. Eine genauere Beobachtung ist angebracht |
4 |
Das Gesamtrisiko ist zu hoch. |
5 |
Das Gesamtrisiko ist nicht mehr zu vertreten. |
6 |
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Die Tabelle mit den Ratingfaktoren steht für Mitglieder von akademie.de zum Extra-Download bereit: Rating-Faktoren Basel II (PDF, 10 Seiten, 22 kB).
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Da die Fragen und die Bewertungen bekannt sind, kann jeder Unternehmer für sich im Vor-Rating feststellen, wo sein Unternehmen Defizite aufweist und entsprechend reagieren, das heißt, Maßnahmen und Aktivitäten entwickeln und seine Situation vor dem Rating durch die Bank verbessern.
Das ist die große Chance, die Basel II jeden Unternehmer bietet. Er muss sich - entweder freiwillig oder gezwungen durch das Rating der Bank - mit diesen Themen auseinandersetzen. Da kein Kreditnehmer diese Situation verändern kann, ist es einleuchtend, sich mit diesem Thema freiwillig zu beschäftigen, um
das eigene Unternehmen auf mögliche Verbesserungen zu durchleuchten,
durch gute Vorbereitung Rating-Kosten zu sparen und
durch erkannte und eliminierte Fehler bessere Zinskonditionen zu erhalten.
Die Unternehmer, die einen Kredit beantragen oder erweitern wollen, wissen - wenn sie sich informieren - was die Kreditinstitute von ihnen wissen wollen. Das Problem, das sich für viele ergibt, ist, dass die Bereiche Management, Organisation, Marketing und Vertrieb den Schwerpunkt des Ratings darstellen. Da aber insbesondere in der Vergangenheit die Ausbildung im Bereich Marketing weitgehend vernachlässigt wurde, gibt es hier bei vielen Unternehmern Wissensdefizite.
Wichtig für jeden Unternehmer ist, dass er erkennt, dass nicht mehr die Vermarktung des eigenen Angebots die Grundlage zukünftiger Erfolge ist, sondern die Fähigkeit, Kundenwünsche besser zu erfüllen als die Wettbewerber. Dabei spielt es keine Rolle, ob sich ein Unternehmen als Spezialist, Allrounder, Zulieferer oder als Anbieter mit (exklusiven) Zusatzversprechen im Hochpreissegment positioniert.
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In diesem Zusammenhang darf unterstellt werden, dass manchem Unternehmer die Umstellung der Unternehmensführung hin zur Kundenorientierung schwer fallen wird. Daher darf noch einmal daran erinnert werden, dass es ohne konsequente Kundenorientierung keine Zukunft gibt. Die Zahl der Wettbewerber wächst permanent, auch wenn die Zahl der Unternehmen schrumpft. Andere Unternehmenszweige drängen in die eigenen Bereiche.
Daher muss sich die Erkenntnis durchsetzen, dass alle, die den Unternehmenserfolg beeinflussen können, also insbesondere Mitarbeiter und Kunden, an der Unternehmensführung teilhaben müssen. Die Zeiten, in denen der Unternehmer alleine im stillen Kämmerchen entschied, was richtig und falsch ist, sind vorbei.