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Networking kann in vielen Fällen Antwort auf praktische Fragen zum Geschäftsalltag liefern. "Wer nicht fragt, bleibt dumm" stimmt heute wie früher, aber nicht jeder gute Rat kostet automatisch Geld. Wir geben Tipps, wie Sie sich von Kollegen guten Rat holen und eine der besten Informationsquellen überhaupt anzapfen.
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Bloß keine Angst vor "dummen" Fragen!
Fragen kostet bekanntlich zunächst einmal nichts - und viele Kollegen oder Experten freuen sich sogar, andere an ihren Erfahrungen teilhaben zu lassen. Trotzdem unternehmen manche Solo-Selbstständigen erst gar nicht den Versuch, sich bei ihren zahlreichen, geschäftlichen Alltagsproblemen unterstützen zu lassen. Besonders ausgeprägt ist diese Scheu zu Beginn der Selbstständigkeit - obwohl gerade dann der Bedarf angesichts der Fülle an Anlaufschwierigkeiten und des hohen Lernbedarfs besonders groß ist.
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Übertriebene Zurückhaltung und die Angst, sich zu blamieren, führen vielfach zum Business-Bluff. Irgendwann lassen sich die aufgelaufenen Schwierigkeiten dann nur noch mit Kraftakten und mit teuren Beratungsprofis lösen.
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Dumm sind nicht die Fragen, sondern vielmehr der Verzicht auf frei verfügbare Antworten! Deshalb möchten wir Sie auf die vielen kostenlosen und / oder preisgünstigen Beratungs- und Unterstützungs-Angebote hinweisen, die sich in Ihrer Umgebung finden.
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Fragen vorbereiten: Was wollen Sie genau wissen?
Allein die Bereitschaft zu fragen, reicht aber noch nicht. Die Qualität der Antwort hängt unmittelbar von Ihrer genauen Fragestellung ab. Deshalb sollten Sie als erstes zunächst sich selbst sehr genau befragen, vor dem Treffen mit einem kompetenten Kollegen oder Kooperationspartner, vor dem Gründer-Stammtisch oder Unternehmer-Chat: "Was will ich denn eigentlich wissen?"
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Das bohrende Nachfragen verhilft Ihnen selbst zu mehr Klarheit über Ihr Anliegen.
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Jetzt stelle' mir uns emal janz dumm ...
Ganz gleich, wo oder wem Sie Ihre Fragen stellen: Kleiden Sie Ihr Anliegen in einfache Worte. Vermeiden Sie auf jeden Fall, mit besonders durchdachten, "schlauen" Fragen Eindruck schinden zu wollen! Klappern gehört zwar zum Unternehmer-Handwerk - doch als Fragesteller verbauen Sie sich damit schnell den Zugang zu Ihren Informanten. Zum effektiven Fragen gehört es, sich zu seinem Nicht-Wissen (in diesem Punkt!) zu bekennen.
Übrigens kann man auch in Sachen "gezieltes Fragen" sehr viel lernen: Hinweise gibt Isabel Winn im Leitfaden "Wieso? Weshalb? Warum? - Effektive Fragetechniken in Geschäftsbeziehungen".
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Kollegen vor Ort fragen
Das größte ungenutzte Beratungspotenzial sind zumindest in Deutschland zweifellos die erfahrenen und auskunftsbereiten Unternehmerkollegen. In den angelsächsischen Ländern ist der informelle Erfahrungsaustausch zwischen Jungunternehmern und alten Hasen an der Tagesordnung, dagegen wird bei uns diese Art Praktiker-Know-how noch immer vernachlässigt.
Abgesehen von den Selbstständigen, Unternehmern und sonstigen Fachleuten, die Sie persönlich kennen und die Sie wirklich nur fragen müssen, gibt es auch sonst viele Gelegenheiten, auskunftswillige Kollegen zu finden. Besuchen können Sie zum Beispiel:
Veranstaltungen der Industrie- und Handelskammern (das geht auch dann, wenn Sie vom "Kammerzwang" wenig halten oder- etwa als Freiberufler - gar kein Mitglied sind. Mehr dazu im Beitrag "Lassen Sie die IHK nicht links liegen: IHK-Angebote können auch IHK-Kritiker und Nichtmitglieder nutzen!"),
Treffen Ihrer örtlichen Wirtschaftsjunioren,
Info-Veranstaltungen von Technologie- und Gründerzentren oder
lokale oder regionale Gründer-und Innovationsstammtischen oder auch ganz normale Stammtischrunden von Geschäftsleuten.
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Institutionalisierte Beratungsgruppen
Es gibt daneben institutionalisierte "Business Angels"-Projekte wie z. B. "Neues Unternehmertum", die dann jedoch oft weitergehende Ziele wie die Vermittlung von Kapitalgebern verfolgen. Allerdings existieren auch ehrenamtliche Netzwerke wie z.B. "Alt-hilft-Jung". Einen guten Überblick über regionale Netzwerke hilfsbereiter Unternehmerkollegen bietet zum Beispiel das Business Angels Netzwerk Deutschland e.V..
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Auswärtige Kollegen fragen
Ein Grund für Zurückhaltung, heimische Unternehmer-Kollegen um Rat oder Unterstützung zu bitten, liegt natürlich darin, dass man halt auch der Konkurrenz oder Kunden über den Weg läuft - und da fällt einem die erforderliche Offenheit verständlicherweise schwer.
Diesen verständlichen Vorbehalten kommen die zahlreichen Online-Communities entgegen, insbesondere ...
Business-Netzwerke wie Xing (und dessen Untergruppen wie die für Existenzgründer & Selbständige) oder auch die internationale Business-Community LinkedIn,
allgemeine soziale Netzwerke und Online-Kontaktbörsen wie Facebook oder Google+,
Expertenforen wie die vom Existenzgründungsportal des Bundeswirtschaftsministeriums,
Mailinglisten wie die der i-worker,
Online-Diskussionsforen wie die Google Groups, bei denen es ebenfalls spezielle Untergruppen gibt, zum Beispiel für Selbstständige,
Wissens-Börsen wie werweisswas.de oder auch
Projekt-Plattformen wie die IT-Vermittlungsbörse Gulp.
Die Grenzen zwischen diesen und ähnlichen Online-Kommunikationsforen sind fließend - eines verbindet sie jedoch alle: In mehr oder weniger großer Anonymität und/oder geschützt durch weite Entfernungen fällt es oft leichter, miteinander Erfahrungen auszutauschen und sich wechselseitig zu unterstützen.
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Traditionelle Erfa-Gruppen
Überregionalen Erfahrungsaustausch gibt es selbstverständlich nicht erst seit dem Internetzeitalter: So genannte Erfa-Gruppen (wie die der BBE Handelsberatung oder regionale Angebote wie die der IHK Reutlingen) haben - vor allem im Handel und Handwerk - in Deutschland eine jahrzehntelange und bewährte Tradition.
Dabei treffen sich jeweils zehn oder mehr annähernd gleich große, nicht-konkurrierende Unternehmen aus ähnlich strukturierten Betrieben derselben Branche unter Leitung kundiger Berater zu ...
Betriebs-Besichtigungen
Best-practice-Vergleichen oder
Benchmarking-Projekten.
Moderierte Formen des systematischen Erfahrungsaustauschs sind zwar nicht mehr kostenlos, dafür aber oft fruchtbarer und auf jeden Fall billiger als Einzelberatungen.
Und gleich noch ein Tipp hinterher: Wie die Arbeitsweise einer Erfa-Gruppe im Buchhandel aussieht, können Sie einem Erfahrungsbericht auf der Website des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels entnehmen.
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Die Mannschaft ist der Star-Berater: "Dream-Teams"
US-Prophetinnen wie Faith Popcorn und Terri Lonier, aber auch deutsche Beraterinnen wie die "Mutmacherin" Ulrike Bergmann-Albrecht (Autorin des Leitfadens "Kooperationsformen für Selbstständige und Freiberufler") gehen beim "Anzapfen fremder Talente" übrigens noch einen Schritt weiter: Sie empfehlen Unternehmern und anderen geschäftlichen Einzelkämpfern, um sich herum richtiggehende "Dream-Teams" oder "Erfolgsteams" aufzubauen.
Solche eine bestimmte Zeit angelegten Unterstützungs-Netzwerke sollen für wechselseitige Befruchtung und Bestärkung sorgen - und zwar in verbindlicher, verlässlicher Form, was gelegentliche Kollegen-Gespräche, spontane Telefonate oder Chat-Lösungen nicht unbedingt leisten können. In den Beiträgen "Coaching auf Gegenseitigkeit" sowie "Praxiserfahrungen mit der Coaching-Selbsthilfe" haben wir uns mit dem Thema Erfolgsteam ausführlicher beschäftigt.
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Fazit: "Gebt, und es wird euch gegeben werden"
Ganz gleich, ob Sie Ihre freundlichen und hilfsbereiten Paten nur gelegentlich befragen oder dauerhaft um Unterstützung bitten, einige Grundregeln der Gefälligkeits-Supports sollten Sie auf jeden Fall beherzigen:
Respektieren Sie das Zeitbudget Ihrer Ratgeber.
Bereiten Sie konkrete Fragen oder Anliegen vor, wenn Sie Kontakt aufnehmen.
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Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!
Lassen Sie Ihr Gegenüber wissen, wie gut Sie dessen Unterstützung gebrauchen können. Ein gelegentliches Dankschreiben - selbst als fixes Fax oder schnelle E-Mail - verstärkt das Engagement zusätzlich.
Teilen Sie Ihre Erfolge mit Ihren Paten: Technik-Problem befriedigend gelöst? Neue Kunden gewonnen? Günstiger eingekauft? Steuern gespart? Berichten Sie Ihren Ratgebern von erreichten Zielen. Sie werden sich mit Ihnen freuen und auch ein bisschen stolz auf den eigenen Beitrag sein.
Und nicht zuletzt: Geben Sie auch selbst Ihr Wissen weiter: Im anspruchsvollsten Fall - wie bei den "Erfa-Gruppen" oder den "Erfolgsteams" - kann der Erfahrungsaustausch zu einem unmittelbaren Geschäft auf Gegenseitigkeit werden.
Oft bekommen Sie aber auch anderenorts die Gelegenheit, Ihr eigenes Praxis-Know-how selbst weiterzugeben: Nutzen Sie solche Anlässe: Auch Sie sind schließlich auf Ihrem Gebiet Fachmann oder Expertin - Sie brauchen Ihr Licht also nicht unter den Scheffel zu stellen.
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Jenseits kostenloser Selbsthilfe
Nun lassen sich allerdings nicht immer auskunftsbereite Fachleute in allen Bereichen finden, viele Probleme erfordern auch schlicht mehr an Analyse, Diagnosen und Therapie, als im Rahmen einiger Fragen möglich ist. Gebührenpflichtigen Beratungs- und Qualifikationsangebote werden also nicht überflüssig. Wie Sie bei der Suche nach Steuerberatern, Rechtsanwälten oder Unternehmensberatern vorgehen können, erfahren Sie in unserem Beitrag "Berater finden".