Profilieren geht über studieren: Berufsprofilierung für Akademikerinnen und Akademiker
Berufsprofilierung - was das ist und was es bringt
Berufsprofilierung - was das ist und was es bringt
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Sie haben studiert, vielleicht sogar promoviert oder habilitiert, und haben in der Wissenschaft oder in der Bildung, im Kreativ- und/oder Kulturbereich Erfahrungen gesammelt. Und Sie haben Lust, sich eine freiberufliche Existenz aufzubauen mit dem, was Sie gut können und gerne tun: mit einer (oder mehreren) wissensintensiven Dienstleistungen, mit einer ganz speziellen Geschäftsidee, mit einer Mischung von freiberuflichen und gewerblichen Tätigkeiten.
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Die Methode, die Sie dabei nutzen können, ist die sogenannte Berufsprofilierung. Sie wechseln immer wieder die Perspektive auf ein und dasselbe Thema, Sie trainieren also den Perspektivenwechsel. Das Ziel Ihrer Berufsprofilierung ist es, Erwerbstätigkeit und Spaß an der Arbeit zusammenzubringen, ein individuelles Berufsprofil zu entwickeln und damit Geld zu verdienen, eine ökonomisch tragfähige Verbindung zu schaffen zwischen dem, was Sie sind, und dem, was Sie tun: Person & Profession sinnvoll zu verbinden.
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Wie Berufsprofilierung funktioniert, darum wird es in diesem Ratgeber gehen. Das Material, mit dem Sie arbeiten, sind
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Ihre Biographie,
Ihre Kompetenzen,
Ihre Wertvorstellung und
Ihre Perspektiven.
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Profilieren ist eine sehr konkrete und ganz individuelle Aktivität - eine intellektuelle, mentale und emotionale Anstrengung, ein kreatives Spiel, ein Abenteuer.
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Was Sie zum Profilieren brauchen, können Sie - Sie haben es gelernt im Verlauf Ihrer akademischen Sozialisation.
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Mein eigener Weg: Autorin, Lektorin, Wissenschaftsberaterin
Ich will Ihnen zum Einstieg an meinem Beispiel zeigen, wie Person und Profession zu der für mich, für meine individuelle Biographie sinnvollen Verbindung wurden. Das ist natürlich kein abgeschlossener Prozess. In meinem Fall ist es eine Entwicklung, die vor etwa dreißig Jahren begonnen hat und noch immer in Bewegung ist.
Ich bin geprägt von den sozialen Bewegungen und politischen Visionen der 1970er und 1980er Jahre. Als Schülerin begeisterte mich der Satz "Ändere die Welt, denn sie braucht es" von Bertolt Brecht. Als Studentin gründete ich mit anderen Frauen ein Frauenzentrum. Als Literaturwissenschaftlerin lehrte und veröffentlichte ich zu den Themen, die mich selbst brennend interessierten: Lebensgeschichten und Lebensleistungen von Frauen in den Kontexten von Emanzipation und Engagement, von Sozialismus und Exil.
Natürlich merkte ich schnell, dass es für das, was meine Profession war, nirgends eine Planstelle gab - also entwarf ich mir mein eigenes Berufsprofil. Ich wurde Freiberuflerin, weil ich so selbstbestimmt leben und arbeiten und meinen Leidenschaften und Interessen folgen konnte. Und ich konnte davon leben.
Im Lauf der Jahre entwickelte ich ein Berufsprofil, in dessen Zentrum das Wort steht: das gedruckte, geschriebene, gedachte, gesprochene Wort.
Im Lauf der Jahre haben sich die Schwerpunkte verändert. Inzwischen spielen Lehre und Forschung keine so große Rolle mehr wie noch vor einigen Jahren. Schreiben und moderieren, beraten und lektorieren sind jetzt meine hauptsächlichen Tätigkeiten. Mit anderen Worten: Ich BIN Autorin, Lektorin und Wissenschaftsberaterin.
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Berufsprofilierung als fortgesetzte Biographiearbeit
Während ich als Professorin arbeitete, gefiel mir neben der Lehre am besten die individuelle Förderung und Beratung der Studierenden. Genau das habe ich dann als freie Wissenschaftsberaterin angeboten.
In meiner Praxis erlebte ich immer häufiger junge Akademikerinnen, die auf der Suche waren nach Alternativen zum Wissenschaftsbetrieb mit seinen befristeten Verträgen, dem Mobilitätsdruck, dem nahezu unplanbaren Berufsweg. Für sie entwickelte ich ein modularisiertes Konzept zur Berufsprofilierung. Es ist exakt zugeschnitten auf Akademikerinnen, die sich zum Beispiel mit wissensintensiven Dienstleistungen als Freiberuflerinnen selbstständig machen wollen.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bringen jede Menge fachliche, methodische und soziale Kompetenzen für eine freiberufliche Existenz mit - aber selten unternehmerische für den Markt. Mit ihnen trainiere ich deshalb den Perspektivenwechsel von "Was kann ich?" zu "Für welches Problem habe ich die Lösung?" Und gleichzeitig vermittle ich, dass der Mensch und nicht der Markt das wirklich Wichtige ist. Dass es um das GANZE Leben geht - um Gesundheit und um soziale Beziehungen, um Motivation und Leistung, um Visionen und um Geld, um Werte und um Biographiearbeit.
Natürlich hatte ich das Ziel, von dem leben zu können, was ich am liebsten tue, und dabei meine eigene Chefin zu sein. Und ich hatte einen Plan, wie ich das umsetze. Im Lauf der Zeit erwies es sich immer wieder als sinnvoll, nach dem Modell der "flexiblen Planwirtschaft" vorzugehen: dem roten Faden zu folgen und gleichzeitig offen zu sein für aktuelle Möglichkeiten, unerwartete Erfahrungen, neue Perspektiven.
So haben sich die Rahmenbedingungen und Schwerpunkte meiner Arbeit verändert, die Themen aber blieben:
Ich habe Gelder für eigene Forschungs- und Schreibprojekte akquiriert, immer wieder Gastprofessuren wahrgenommen, wenn es gerade passte,
habe die Beratungstätigkeit intensiviert und mich weitergebildet.
Ich habe die Lektoratstätigkeit erweitert, mich auch hier weitergebildet und bin heute spezialisiert auf die Bereiche Wirtschaft und Wissenschaft.
Als Autorin habe ich in den letzten Jahren hauptsächlich Werkausgaben und Biographien von Schriftstellerinnen veröffentlicht und aktuell arbeite ich an einem Buch zum Thema Berufsprofilierung.
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Stolpersteine und blinde Flecken
Auf diesem Weg gab es natürlich Stolpersteine und blinde Flecken. Um nur einige zu nennen:
Ich hatte keine Ahnung, was man alles wissen muss, um erfolgreich freiberuflich zu arbeiten.
Ich habe meine ganz besonderen Kompetenzen lange gar nicht als solche erkannt, sondern für selbstverständlich gehalten.
Und mein Verhältnis zu Geld war gänzlich unentwickelt - wer die Welt verändern will, fragt nicht: "Wie sieht mein Honorar aus?"
Lange Jahre fehlte mir der Mut, mir als Unternehmerin Ziele zu setzen. Warum? Ich hatte Angst zu scheitern, war zu ungeduldig, war zu wenig bewandert in handfestem betriebswirtschaftlichem Wissen für die Praxis.
Ein Stolperstein war für mich auch die Frage: Was bedeutet "Erfolg" für mich? Konfrontiert mit den Erwartungen und Vorstellungen, die in unserer Gesellschaft über "Erfolg" herrschen, ist es nicht einfach, diesen Begriff für das eigene Leben zu bestimmen. Heute weiß ich: Erfolg bedeutet für mich SINN. Und Sinn zu schaffen bedeutet, mein über die Jahre gewachsenes Berufsprofil im Dialog mit anderen und zum Nutzen anderer weiterzuentwickeln, achtsam und aufmerksam; zu wissen, wer ich bin und was ich kann, und mein alltägliches Leben weitgehend selbst zu bestimmen.