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"Weiter so!" und "Keine Experimente!" sind die Begleitmusik der Katastrophe. Während die Kapelle noch in erinnerungsseliger Musik schwelgt, taucht der Bug der Titanic mit der Oberkante schon ins Eismeer. Was das mit Ihrer Arbeit zu tun hat? Viele Selbstständige klammern sich ebenso verzweifelt an ihr Geschäftsmodell und an früheren Entscheidungen fest wie die Passagiere an der Titanic.
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Entwicklungen überprüfen
Als Sie sich selbstständig gemacht haben, war es cool, eine eigene Homepage mit Flash-Animation zu besitzen. Heute ist eine Internet-Präsenz Pflicht und eine Flash-Animation nicht nur langweilig, sondern meistens sogar nervig.
Als Sie Ihre Kanzlei aufgemacht haben, wurden Sie direkt von ein paar Freunden und Bekannten beauftragt. Inzwischen sind alle diejenigen ausgeschöpft, die Sie mit Mundpropaganda erreichen konnten. Aber statt ein Werbekonzept auszuarbeiten, sitzen Sie in Ihrem Büro und wundern sich, dass keiner kommt.
Als Sie VisualBasic gelernt haben, war es die kommende Programmiersprache. Heute ist der Nachfolger VB.NET ein paar Generationen weiter entwickelt, aber Sie haben davon nichts mitbekommen und wursteln noch mit uraltem Code herum.
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Am besten nehmen Sie sich regelmäßig und ausdrücklich Zeit, um über Ihr Geschäft nachzudenken. Da solche Pläne gerne im alltäglichen Arbeitsdruck untergehen, sollten Sie dafür bestimmte Termine reservieren.
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Sehr geeignet ist beispielsweise der Januar, nachdem die Abrechnung für das vergangene Jahr erledigt worden ist. Einerseits haben Sie sich durch die Abrechnung noch einmal viele Projekte (und deren finanziellen Erfolg) ins Gedächtnis geholt, andererseits läuft das neue Jahr oft ohnehin ein wenig langsamer an, bis in größeren Firmen die neuen Budgets freigegeben werden.
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Arbeiten Sie mit mehreren Kollegen und Kolleginnen zusammen, können Sie auch einen regelmäßigen Termin vereinbaren. Meistens wird das als jour fixe bezeichnet und meint ein wöchentliches oder 14tägiges Treffen, um übergeordnete Themen zu besprechen.
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Visionen überprüfen
Während Sie sich in der Tretmühle der Auftragsbearbeitung abmühen, geht schon einmal die Begeisterung verloren, warum Sie das eigentlich machen. Sicherlich sind Sie nicht Buchautor geworden, um nun zum dritten Mal die Formatierung auf fünfhundert Seiten anzupassen und Bilder neu zu sortieren.
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Leider wird nicht jeder Tag durch unglaublich innovative Konzepte oder sagenhafte Ideen gekrönt werden, aber auch das Alltagsgeschäft sollte Ihnen ausreichend kleine Freuden vermitteln. Das kann ein nettes Gespräch mit einem Kunden, die Zufriedenheit über eine gefundene Lösung oder der erfolgreiche Abschluss eines Projekts sein.
Unterscheiden Sie zwischen langfristigen Zielen und kurzfristigen Erfolgen. Dann reduzieren Sie die Gefahr, sich von kleinen Misserfolgen die großen Visionen zerstören zu lassen. Langfristige Ziele könnten beispielsweise sein:
reich werden (oder jedenfalls eine bestimmte Menge Geld zu verdienen)
berühmt werden (oder wenigstens "Big in Japan", also woanders bekannt)
mächtig werden (oder ersatzweise die Weltherrschaft übernehmen)
Gut, das letzte Ziel war jetzt nicht ganz ernst gemeint, aber grundsätzlich sehen Sie, dass langfristige Ziele eher allgemein gehalten sein können. Kurzfristige Erfolge hingegen messen Sie an konkreten Ergebnissen:
Jeden Monat durchschnittlich 5.000 Euro Umsatz zu machen, um die laufenden Kosten für Miete, Verbrauchsmaterial und Altersvorsorge bezahlen zu können.
Jede Woche wenigstens drei neue potentielle Kunden anzusprechen, um sie für zukünftige Aufträge zu interessieren.
Täglich eine ehrliche Mittagspause fern von Ihrem Büro zu machen und nicht einfach durchzuarbeiten.
Nehmen Sie sich immer wieder die Zeit, mal darüber nachzudenken, was Sie eigentlich mit Ihrer Arbeit erreichen wollen. Wollen Sie viel Geld verdienen, egal wie? Wollen Sie anderen Leuten helfen, ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit? Wollen Sie sich kreativ verwirklichen, auch wenn es niemand kauft?
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Aktiv werden
Sobald Sie feststellen, dass Sie eigentlich nur noch dem Tagesgeschäft hinterherhecheln, ist es Zeit für eine Kursänderung. Schreiben Sie sich alle Punkte auf, die Sie sowieso schon länger stören, und viel wichtiger noch alle, die Ihnen bei der Arbeit Spaß machen. Das ist die Richtung, in die Sie sich weiterentwickeln sollten.
Nun deckt sich natürlich typischerweise Ihr Wunschdenken nicht mit der Realität. Sollte bei Ihren wichtigen Punkten "mehr Geld verdienen" stehen, ist das vielleicht nicht ganz so platt umzusetzen, dass Sie einfach die Preise erhöhen. Aber gerade bei diesem (gar nicht so abwegigen) Wunsch können Sie sehen, wie viel Potential darin steckt, wenn Sie ihn kreativ von allen Seiten ausleuchten:
Natürlich sollten Sie regelmäßig darüber nachdenken, ob Ihre Preisstruktur noch in Ordnung ist. Nach mehreren Jahren gleichbleibender Preise muss schon als Inflationsausgleich mal eine Anpassung erfolgen. Das darf ja trotzdem für Stammkunden ein günstiger Preis und nur für Neukunden der aktualisierte Stundensatz sein.
Mehr zu verdienen kann auch bedeuten, dass Sie etwas effektiver machen und daher bei Festpreisen mehr Aufträge fertigstellen können. Gucken Sie in Ihren Aufzeichnungen mal gezielt, woran Sie besonders lange sitzen. Vielleicht kalkulieren Sie ungünstig, weil Sie den Verwaltungsaufwand oder die notwendigen Besprechungen für Projekte seit langem unterschätzen?
Manchmal geht es beim "mehr verdienen" gar nicht um die tatsächliche Steigerung der jährlichen Einnahmen. Durch mehr Effektivität oder höhere Stundensätze verdienen Sie den gleichen Betrag in kürzerer Zeit. Sie gewinnen Freizeit und damit Lebensqualität. Da nicht der Umsatz, sondern der Gewinn entscheidend ist, erreichen Sie das möglicherweise mit einer Verringerung Ihrer Ausgaben.
Dient der angestrebte Mehrverdienst vor allem dazu, Ihren Status zu verbessern, braucht auch das nicht notwendig mehr Geld. Anstatt Ihren Nachbarn oder Kunden mit einem tollen neuen Auto zu imponieren, leasen Sie diesen Wagen. Vielleicht wäre es sogar wichtiger, die Firmenfahrzeuge mit neuem Logo-Aufkleber auszustatten, weil der alte noch aus den späten 50er Jahren stammt. Oder Sie spenden für gemeinnützige Aktionen und treten als Sponsor in Erscheinung.
Die Neuausrichtung muss also nicht eindimensionale Ziele verfolgen, sondern sollte vor allem die grundlegenden Wünsche Ihrer Lebensplanung berücksichtigen. Sind Sie eher der Typ, der nicht so viel arbeiten will, um das Leben zu genießen, lässt sich auch dieser Wunsch verschiedenartig umsetzen:
Notieren Sie zuerst, wie viel Sie tatsächlich arbeiten und für welche Arbeitsbereiche (das tun Sie hoffentlich sowieso schon zu Zwecken der Nachkalkulation!). Dabei könnte sich herausstellen, dass Sie ungewollt viel Zeit mit der Bearbeitung von E-Mails oder dem Erstellen von Angeboten verbringen. Die Lösung bestünde darin, E-Mails nur noch zu wenigen festgelegten Zeiten zu lesen bzw. zu beantworten oder Angebote standardisierter mit weniger Details zu schreiben.
Außerdem sollten Sie aufschreiben, wann Sie arbeiten. Gerade bei Home-Office-Lösungen ist die Versuchung sehr groß, mal eben nebenan ins Büro zu gehen und "kurz etwas zu erledigen". Es könnte sein, dass Sie gar nicht zu viel arbeiten, sondern vor allem zu schwierigen Zeiten. Abends und am Wochenende stört das den Familienfrieden nachhaltiger, als vielleicht ein freier Montagvormittag das wettmacht. Ohne dass Sie tatsächlich weniger Zeit arbeiten, hinterlassen konzentriertere Bürozeiten eventuell mehr gefühlte Freizeit.
Warum wollen Sie weniger arbeiten? Prüfen Sie durchaus, ob Sie vor allem bestimmte Arbeiten scheuen (Abrechnung, Steuer, Bereitschaft, etc.), aber nicht den Zeitaufwand an sich. Dann könnte es reichen, diese effektiver zu erledigen oder gleich ganz zu delegieren.
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Fazit
Wie Sie sehen, können aus langfristigen Zielen ganz verschiedene kurzfristige Lösungen entstehen. Es liegt an Ihnen, daraus eine win-win-Situation zu machen: Sie gewinnen und Ihre Aufträge auch. Erledigen Sie diese Arbeit, bevor die Arbeit Sie erledigt!
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