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Sie möchten Ihre Zeichenkünste verbessern? Dann sollten Sie unbedingt die Grundzüge der Perspektive kennen, was gar nicht so schwer ist. Diese kleine Anleitung von Lorenz Hölscher zeigt Ihnen, worauf Sie achten müssen.
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Zeichnen oder konstruieren?
Die Skizzen sind hier bewusst ungenau gelassen, damit Sie leicht zwischen dem eigentlichen Bild und der darübergelegten Konstruktion unterscheiden können. Wie Sie sehen, wird sogar ein recht ungenau gezeichnetes Bild als korrekt empfunden, wenn nur "die grobe Richtung stimmt". Ohne die Verlängerungslinien merkt das Auge die meisten Abweichungen nämlich gar nicht.
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Axonometrie
Eine einfach zu erstellende Ansicht ist die Axonometrie, manchmal auch Militärperspektive genannt. Sie stellt Objekte so dar, als würden Sie aus weiter Entfernung von oben darauf blicken:
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Ein Quader in axonometrischer Ansicht
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Alle parallelen Kanten bleiben auch weiterhin parallel, wie die Hilfslinien zeigen:
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Anzeige der Hilfslinien
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Diese Technik ist einfach anzuwenden (wie im folgenden Bild von kyle.obrien), sieht aber eher langweilig aus:
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Isometrische Darstellung eines Innenraums (von kyle.obrien)
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Sie ist gut geeignet für die übersichtliche Darstellung beispielsweise ganzer Stadtviertel, weil dann die hinteren Gebäude weniger von den vorderen verdeckt werden.
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Fluchtpunkt-Perspektive
Viel dynamischer und vor allem wirklichkeitsgetreuer geraten Zeichnungen mit einer Fluchtpunkt-Perspektive. Diese enthalten auf einem Horizont einen oder mehrere Fluchtpunkte.
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Perspektive mit zwei Fluchtpunkten (klicken Sie auf das Bild zur Animation)
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Alle Senkrechten bleiben weiterhin senkrecht, aber die bisherigen Parallelen treffen sich nun in einem Fluchtpunkt. Für waagerechte Kanten liegt deren Fluchtpunkt immer auf dem Horizont.
Wenn die hier als einfache Quader gemalten Gebäudeteile gegeneinander verdreht sind, verschieben sich zwar deren Fluchtpunkte, aber sie bleiben trotzdem immer auf dem Horizont.
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Perspektive mit gedrehten Quadern und vier Fluchtpunkten (klicken Sie auf das Bild zur Animation)
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Perspektivisch gezeichnete Bilder wirken viel dynamischer als isometrische, wie Sie am folgenden Beispiel (Bild von Torley) sehen können:
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Beispiel einer Fluchtpunkt-Perspektive
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Vogelperspektive
Die bisher gezeigten Beispiele werden als Vogelperspektive bezeichnet. Der Betrachter blickt von oben auf das Objekt, als ob er darüber hinweg flöge.
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Ein "Haus" in der Vogelperspektive
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Dieser Eindruck wird alleine von der Lage des Horizonts bestimmt. Liegt der Horizont oben und die Objekte unterhalb, sehen Sie von oben darauf.
Das folgende Foto der London Tower Bridge (Fotograf: Steve Cadman) zeigt diese Fluchtpunkte zwar außerhalb des Bildes, aber trotzdem in gleicher Weise:
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London Tower Bridge aus der Vogelperspektive (klicken Sie auf das Bild zur Animation)
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Anhand der Lage des Horizonts (der immer in Augenhöhe liegt!) lässt sich rekonstruieren, dass der Fotograf offenbar etwa so hoch stand wie auf dem Dach des langen Gebäudes links im Bild.
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Froschperspektive
Wenn sich das Objekt hingegen zu großen Teilen oberhalb des Horizonts befindet, handelt es sich um die so genannte Froschperspektive. Typischerweise schneidet der Horizont dabei Ihr "Gebäude".
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Ein "Gebäude" in der Froschperspektive
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Nur wirklich fliegende Sachen erscheinen ausschließlich oberhalb des Horizonts. Ein großes Haus sieht also von unten herauf so aus:
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Froschperspektive mit Fluchtpunkten (klicken Sie auf das Bild zur Animation)
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Diese Art der Darstellung wird oft gewählt, um Sachen größer und eindrucksvoller erscheinen zu lassen.
Beim folgenden Foto der London Tower Bridge (Fotografin: Lauren Manning) ergibt sich das eher unfreiwillig, weil die Brücke gegenüber dem Ufer sehr hoch ist:
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London Tower Bridge aus der Froschperspektive (klicken Sie auf das Bild zur Animation)
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Der Fotograf hielt die Kamera in Höhe der Oberkante der Eisbrecher vor den Brückenpfeiler, wie anhand des Horizonts zu erkennen ist.
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Zentral-Perspektive
Ein Sonderfall der Perspektiven mit Fluchtpunkten ist diejenige mit einem einzigen, meist zentralen Fluchtpunkt. Sie wird oft verwendet, um Straßen zu zeichnen, weil dann beide Seiten der Bebauung gleich gut zu sehen sind:
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Perspektive mit einem zentralen Fluchtpunkt (klicken Sie auf das Bild zur Animation)
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Diese Art der Darstellung macht das Bild allerdings sehr statisch und damit potentiell langweilig, wurde aber oft in der Renaissance-Malerei eingesetzt:
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Zentral-Perspektive beim Letzten Abendmahl (von Leonardo da Vinci)
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Im obigen Beispiel liegt der einzige Fluchtpunkt hinter dem Kopf von Jesus, damit er noch mehr zum Mittelpunkt des Bildes wird.
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Fazit
Das Zeichnen von Bildern mit korrekter Perspektive ist gar nicht so schwierig: Ein Horizont plus zwei Fluchtpunkten reicht schon. Alle waagerechten Gebäudekanten treffen sich jeweils in einem Fluchtpunkt und alle Senkrechten bleiben immer senkrecht.
Sie können das auf allen Fotos nachmessen, auch wenn der tatsächliche Fluchtpunkt oft außerhalb des Bildes liegt. Diese Foto-Analyse ist gut geeignet, das Auge für die Perspektiv-Konstruktion zu schulen.
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