"Hilfe, ich muss einen Vortrag halten!" - Schnellanleitung für Vortrags-Debütanten

So machen Sie es sich und Ihrem Publikum leichter

Sie sollen einen Vortrag, eine Rede oder eine Präsentation halten, besitzen aber keine Übung darin? - Nur keine Panik! Wir geben Anti-Schweißperlen-Tipps für Vortrags-Neulinge.

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Sie geraten in helle Panik, wenn Sie vor einer Gruppe sprechen sollen? Ihnen stehen die Schweißperlen auf der Stirn, weil Sie ein paar Kollegen Ihr Projekt erläutern müssen? - Abhilfe bietet Lorenz Hölschers Kurzanleitung für Vorträge.

Worüber reden Sie?

Es mag sich banal anhören, aber zuerst müssen Sie sich über das Thema klarwerden. Formulieren Sie es so, dass es für Ihre Zuhörer spannend wird. Also nicht "Ergebnisse zum Jahresbericht für die EU im Forschungsbereich 'Innovative Antriebe'", sondern "Beam me up, Scotty!" oder "Bei uns geht es voran" oder "beschlEUnigung - Mehr Schwung in alten Motoren dank EU-Hilfe".

Natürlich soll sich der Pepp nicht in der Überschrift erschöpfen. Aber wenn das Thema schon nicht lockt, haben Sie im Vortrag keine zweite Chance mehr, weil die Leute schlicht nicht gekommen sind.

Wie finden Sie einen guten Einstieg?

Das Schwierigste bei einer guten Rede ist oft nicht das Thema an sich (welches ohnehin meistens vorgegeben ist), sondern der Einstieg. Im Beitrag "Wie Sie den Einstieg in Ihre Rede finden" erhalten Sie Tipps, wie Sie diese Hürde überwinden.

Wo reden Sie?

Informieren Sie sich rechtzeitig darüber, an welchem Ort Sie reden und wie es dort aussieht. Am besten schauen Sie sich alles vorher an:

  • Welche Technik steht zur Verfügung (Overhead-Projektor, Beamer, Flipchart, Tafel, Mikrofon-Headset)?

  • Wie groß ist der Raum (Hörsaal, Besprechungsraum, Seminarraum)?

  • Wie viel Platz haben Sie (Bühne, Tisch, nur Platz am gemeinsamen Tisch)?

Wenn Sie ein eher introvertierter Typ sind, mag Ihnen eine Bühne vor einem großen Raum eher unangenehm sein. Hinter der ganzen Technik einer Projektion von bunten Folien auf eine Leinwand fallen Sie aber tatsächlich weniger auf, zumal der Raum dann oft halbdunkel ist.

In einem kleinen Besprechungsraum am gemeinsamen Tisch sind hingegen alle Augen auf Sie gerichtet. Tatsächlich kann das viel unangenehmer sein, als auf der Bühne zu stehen.

Wann reden Sie?

Wahrscheinlich haben Sie keinen Einfluss auf den Zeitpunkt Ihres Vortrags. Sie sollten aber wenigstens wissen, was drumherum passiert.

Haben vor Ihnen schon andere geredet, dann sollten Sie nach Möglichkeit an deren Präsentation teilnehmen, weil eventuell schon Teile Ihres Themas erwähnt wurden. Finden nach Ihnen weitere Vorträge statt, achten Sie darauf, ob es Überschneidungen gibt, auf die Sie vielleicht inhaltlich eingehen wollen oder müssen.

Reden Sie direkt als Erster, müssen Sie damit rechnen, dass es einige Zuspätkommer gibt, die Ihren Vortrag stören könnten. Viel lästiger ist es jedoch, als Letzter zu reden. Dann stehen nämlich schon alle diejenigen zwischendurch auf, die noch den Bus erwischen oder das Länderspiel zu Hause sehen möchten.

Das ist nicht nur nervig, sondern hat gar nicht zwingend etwas mit der Qualität Ihres Vortrags zu tun. Aber wer da vorne steht, hat das Gefühl, es sei gegen ihn gerichtet.

Wie reden Sie?

Machen Sie sich klar, was für ein Rednertyp Sie sind: Haben Sie Schwierigkeiten, vor Publikum frei zu reden oder lieben Sie die Bühne? Entsprechend sollten auch Ihre Vorbereitungen aussehen.

Ganz wichtig: Diese Vorbereitungen bestehen nicht darin, Ihren Vortrag vorher wortgenau zu formulieren und von diesem Manuskript dann abzulesen. Im Gegenteil, das wäre perfekt, wenn Sie eine schlechte Rede halten wollen.

Schriftsprache ist kompliziert, langatmig und verschwurbelt. Freie Rede kann lebendig, erfrischend und kraftvoll sein. Kann, muss aber nicht. Daher sollten Sie sich schon ein paar Hilfsmittel bereitlegen, wenn der gefürchtete Blackout doch mal kommt.

Reden statt vorlesen

Im Beitrag "Worüber reden Sie eigentlich?" - Lebendige Vorträge halten" finden Sie viele weitere Anregungen.

Versuchen Sie nicht, mit Fachwissen zu protzen. Das schreckt zum einen die Zuhörer ab, die Ihnen dann nicht folgen können oder wollen. Und zum anderen provoziert es die Besserwisser im Publikum, die dann durch Zwischenfragen und -bemerkungen ihr eigenes Fachwissen vorführen.

Am besten erzählen Sie es so, wie Sie es einem Kollegen im Zweiergespräch beschreiben würden. Sachlich, durchaus auch mit persönlichem Bezug, aber im engagierten Plauderton.

Auch wenn viele vor Ihnen sitzen, ist es ein Zwiegespräch, nämlich mit jedem einzelnen Zuhörer. Für Sie mag es eine große Gruppe sein, für jeden Zuhörer vor Ihnen ist es ein Dialog zwischen ihm selbst und Ihnen. Aus seiner Sicht ist der Rest des Publikums uninteressant, Sie reden genau mit ihm persönlich.

Wie beginnen Sie?

Wenn Sie sich warmgeredet haben, ist es nicht mehr so schlimm, dann haben Sie die Anfangsnervosität überwunden, das Publikum hat schon einen guten Eindruck gewonnen und irgendwie läuft alles. Aber bis dahin kann man schon ganz schön ins Schwitzen kommen.

Also brauchen Sie einen Starter, entweder das übliche "Guten Abend, meine Damen und Herren, ich freue mich, Sie hier begrüßen zu dürfen, blablabla..." oder lieber etwas, das Ihr Publikum direkt fesselt. Die ersten paar Sekunden entscheiden, wie Sie ankommen.

Überzeugen Sie sich und Ihre Zuhörer (und Zuschauer, achten Sie also auch auf die Körpersprache!), dass Sie gerne hergekommen sind, um über das Thema zu sprechen. Wer hörbar eine Pflichtrede absolviert, langweilt sich und andere.

Reden Sie also darüber, warum Sie eigentlich hier stehen, welchen Anlass und (feiner Unterschied!) welchen Grund Sie haben. Mögliche Begründungen wären:

  • Ich kenne mich sehr gut mit dem Thema aus.

  • Ich bin hier offizieller Vertreter für eine Gruppe, Organisation, Partei oder ähnliches.

  • Ich möchte Sie von meiner Meinung überzeugen.

Natürlich können auch mehrere davon zutreffen, als sachkundiger Bürger für eine Partei in einem städtischen Ausschuss wäre das etwa der Fall.

Scheuen Sie sich auch nicht, solche Interessen zu thematisieren. Wie bei jedem ordentlichen Gespräch zwischen Personen, die sich das erste Mal treffen, sollten Sie sich kurz (!) und themenbezogen vorstellen. Bei dieser Gelegenheit lässt sich dann einflechten, warum Sie reden. Und schon sind Sie mitten im Thema und in der Interaktion mit Ihrem Gegenüber.

Mit wem reden Sie?

Denken Sie daran, rechtzeitig herauszufinden, vor wem oder besser mit wem Sie reden. Ein Grußwort auf einer Streikveranstaltung erfordert andere Worte und Gesten als der Bericht über den Projektstand vor Kollegen.

Beschäftigen Sie sich nicht nur mit dem Wissensstand Ihres Publikums, sondern viel mehr mit dessen Erwartungen. Diese werden geschürt sowohl durch den Versammlungsort und -anlass als auch durch Ihr Thema. Wer mag wohl jeweils zu diesen beiden Vorträgen kommen, die inhaltlich zum gleichen Ergebnis führen?

  • "Wir schaffen unser Auto ab!" als Abendkurs an der VHS

  • "Innovative Möglichkeiten der Verkehrslenkung am Beispiel des Individualverkehrs" als Gastvortrag an der Industrie- und Handelskammer

Wenn das Publikum nicht zwingend vorgegeben ist, etwa als Teilnehmer eines Kongresses oder als Mitglieder der Abteilung, schaffen der Ort und Sie einen Rahmen mit Einfluss auf den Vortrag.

Der Ort kann verhindern, dass Sie überhaupt Kontakt mit Ihrem Publikum aufnehmen können. Ich habe letztens den Vorstellungsabend einer Schule erlebt, bei der alle acht vortragenden Lehrer vor der Bühne in der Aula standen, anstatt sich ehrlich oben auf die Bühne zu stellen. Mögen Sie jemandem länger zuhören, den Sie nicht richtig sehen können? Wenn Sie mit jemandem Kontakt aufnehmen wollen, ist das Augenkontakt!

Betrachten Sie Ihren Vortrag inhaltlich und formal mit den Augen des Publikums, am drastischsten mit der unerbittlichen Frage: Nützt mir das? Sorgen Sie also möglichst dafür, dass auch nur die Leute kommen, denen Sie einen Mehrwert bieten können.

Halten Sie beispielsweise einen Vortrag über alternative Energie vor einer Klasse, um sie auf ein Jahresprojekt einzustimmen, braucht es weniger tolles Fachwissen als mehr schülergerechte Sprache. Das bedeutet nicht die Anbiederung, indem Sie kultige Begriffe à la "voll fett" oder "abgefahren" einflechten, denn das glaubt Ihnen sowieso niemand. Denken Sie nur bei jedem Fachbegriff nach, ob es nicht auch einfacher geht (diese Empfehlung gilt aber auch für Vorträge vor Erwachsenen).

Reden Sie hingegen vor Kollegen aus Ihrer Firma, können Sie firmenübliche Abkürzungen oder technische Abläufe oft als bekannt voraussetzen. Da sind Fachbegriffe im sinnvollen Zusammenhang angemessen.

Wie lange reden Sie?

Es bleibt das sicherste Mittel, auch gute Vorträge noch zu zerstören: Der Redner wird einfach nicht fertig. Wenn Sie ein Thema gut kennen, können Sie immer mit Leichtigkeit noch eine halbe Stunde schwadronieren.

Aber es kann irgendwann keiner mehr zuhören. Ein Vortrag darf nur so lang sein, wie Ihr Publikum aufnahmefähig ist. Das mag bei der Schulklasse nach 15 Minuten schon erreicht sein und auf einem Kongress erst nach anderthalb Stunden (obwohl dort viele Zuhörer erkennbar vor sich hindösen ...), aber jedes Wort mehr belastet Ihren Vortrag.

Wenn Sie eine Zeit vorgegeben (bekommen) haben, müssen Sie sich selbstverständlich daran halten. Etwas früher fertig zu sein und das Thema komplett ausgeleuchtet zu haben, wird Ihnen sogar positive Überraschung entgegenbringen. Überziehen ist ein Fauxpas.

Sie sehen es ganz klar an der Körpersprache, wenn Ihr Publikum Ihnen nicht mehr folgt:

  • Die Arme werden vor der Brust verschränkt,

  • immer mehr Leute lehnen sich nach hinten an den Stuhl,

  • die Augen wandern zum Fenster und

  • die Hände rascheln an Bleistiften und durch Ordner.

Dann können Sie versuchen, die Aufmerksamkeit noch einmal mit den üblichen Tricks wie "bevor ich nun zum Schluss komme" oder "lassen Sie mich als letzten Punkt ausführen" zu erhöhen. Wenn dann aber nicht wirklich bald Schluss ist, haben Sie verloren. Der letzte Eindruck von Ihrem Vortrag ist dann, dass Sie nicht auf den Punkt gekommen sind.

Fazit

Stärker, als viele glauben, wird ein Vortrag von Äußerlichkeiten bestimmt. Nachdem Sie sich selbstverständlich mit dem Thema beschäftigt haben, sollten Sie auch auf diese scheinbaren Nebensächlichkeiten achten. Machen Sie es sich und Ihrem Publikum leichter, indem Sie die Umstände optimal gestalten.

Vorträge halten - leicht gemacht

Egal, ob PowerPoint-Präsentation oder Geburtstags-Ansprache: Einen schlechten Vortrag zu halten ist schlimmer, als gar keinen Vortrag zu halten. Wir verraten, wie Sie überzeugend auftreten: