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Selbstständige sind meistens sehr engagiert in ihrer Arbeit. Oftmals sogar so sehr, dass sie keine Zeit haben, sich mal frei zu nehmen. Das ist nicht nur schlecht für die Gesundheit, sondern auch fürs Geschäft, meint Lorenz Hölscher.
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Freizeit für Anfänger: Wochenende
Der Vorteil eines eigenen Büros, insbesondere eines solchen direkt an der Wohnung, besteht unzweifelhaft darin, jederzeit zwischendurch mal zum Essen, zur Kinderbetreuung oder für eine private Abwechslung wechseln zu können. Viele Selbstständige haben aber auch schon festgestellt, dass es häufig vor allem umgekehrt ist: Sie wechseln schnell mal vom Privatleben ins Büro.
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Da einen die beruflichen Themen auch nach "Feierabend" beschäftigen, kann man abends noch schnell mal eben was ausprobieren. Am Wochenende nur kurz die Rechnungen schreiben. Zwischendurch flink die E-Mails checken. Und dann en passant eine klitzekleine Anfrage erledigen, die dabei auftaucht.
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Es gibt viele Ausreden, warum die Arbeit gerade jetzt gemacht werden muss. Leider verwischt dadurch die Trennung zwischen Arbeit und Freizeit. Dabei ist das Problem weniger darin begründet, dass Sie mal am Wochenende arbeiten, sondern dass unklar ist, wann Sie frei haben.
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Legen Sie am besten für sich Bürozeiten fest, zu denen Sie normalerweise arbeiten wollen. Gleichzeitig enthält diese Liste dann auch die Festlegung, wann Sie frei haben. Zu diesen Zeiten sollten Sie das Büro nicht nur verlassen, sondern vorher auch Ihre geplanten Aufgaben abgeschlossen haben. Sonst beschäftigen Sie sich weiterhin damit und sind zwar nicht körperlich, aber eben gedanklich noch im Büro.
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Planen Sie nicht sieben Tage Präsenz oder auch nur Erreichbarkeit ein, sonst stehen Sie immer unter Spannung, ob irgendein Kunde doch noch etwas von Ihnen will. Sinnvoll ist es auch, kurz vor Arbeitsschluss keine E-Mails mehr abzuholen. Manche Kunden neigen nämlich dazu, kurz vor deren Feierabend noch schnell übriggebliebene Aufgaben an Sie zu delegieren, damit sie diese los sind.
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Ihr "Wochenende" muss übrigens gar nicht auf Samstag/Sonntag fallen. Ich nehme mir gerne montags frei, gerade vor Weihnachten, weil dann die Geschäfte total leer sind und man endlich in Ruhe gucken und einkaufen kann. Dafür arbeite ich dann lieber abends, wenn es im Haus ruhig ist, die Kinder schlafen und das Fernsehprogramm ohnehin nicht der Rede wert ist.
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Freizeit für Fortgeschrittene: Weihnachten
Feiertage wie Weihnachten, Ostern oder Pfingsten sind ebenso wie verlängerte Wochenenden ein Geschenk an alle Arbeitnehmer und fühlen sich zusammen mit einem Brückentag schon mal wie ein kleiner Urlaub an.
Selbstständige wundern sich dagegen schon mal, warum an einem normalen Werktag die Geschäfte geschlossen sind. Da ist so ein plötzlicher Feiertag eher die gute Gelegenheit, noch härter zu arbeiten, da man nicht durch Kundenanrufe oder E-Mails abgelenkt wird. Da kommt Weihnachten in manchem Jahr besonders gelegen, weil die Feiertage sowieso auf ein Wochenende fallen und damit nicht besonders im Arbeitseifer stören.
Halt! Unabhängig davon, ob Sie Weihnachten als christliches Fest feiern, ist gerade die Unterbrechung des ewigen Arbeitseinerleis wichtig. Seien Sie dankbar, dass es nicht jede Woche gleich läuft. Man muss sich in der täglichen Tretmühle immer mal wieder zurücklehnen und aus einer anderen Perspektive auf die eigene Arbeit gucken.
Es gibt Firmen, die einen wöchentlichen Jour fix anberaumt haben, bei dem über die (Miss-)Erfolge der letzten und die Planungen der nächsten Woche geredet wird. Das ist eine Zäsur im Wochenfluss, welche den Blickwinkel auf Probleme verbessern kann.
Sie können auch jeden Monat (aber nicht am 1. oder 30./31. des Monats, um keinen zusätzlichen Terminstress zu erzeugen) einen halben Tag über Ihre Projekte reden. Zur besseren Motivation darf das im Rahmen eines ausführlichen Essens auf Firmenkosten erfolgen.
Konzepte der agilen Software-Entwicklung wie Scrum setzen beispielsweise ebenfalls ausdrücklich auf die regelmäßige Zusammenkunft ("Review" genannt) nach einer produktiven Phase ("Sprint"). Ein schlichtes "weiter so!" in der Arbeit bringt nichts, es braucht immer die Zäsur des Innehaltens und Nachdenkens.
Nehmen Sie sich doch zum Jahresende einfach mal frei, auch wenn die Zeit zwischen Weihnachten und Silvester scheinbar aus einer Woche von Arbeitstagen besteht. Als Kompromiss können Sie hier ja mal nicht normale Projekte bearbeiten, sondern die typischen Jahresaufräumarbeiten machen: Rechnungen abheften, Projektzettel einsortieren, Steuerunterlagen aufräumen oder Zeitaufwand nachkalkulieren. Oder Sie denken darüber nach, wie es weitergehen soll, welche Visionen Sie noch haben, was Sie anders machen wollen und wo mehr Engagement nötig ist.
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Freizeit für Profis: Jahresurlaub
Damit kommen wir zur Königsklasse der Freizeit, nämlich einer längeren, eventuell wochenlangen Abwesenheit. Vielleicht gar ohne Computer und Internet-Anschluss oder - noch schlimmer - im Handy-Funkloch!
Ja, auch Selbstständige können zwei Wochen Abwesenheit von der Arbeit ohne psychische Schäden überleben! Ich muss zwar gestehen, dass auch mir das manchmal schwerfällt, aber wer seine Arbeit in den Urlaub mitnimmt, erholt sich nicht.
Dafür braucht es sicherlich ein wenig Vorbereitung:
Projekte müssen möglichst abgeschlossen oder wenigstens in unkritischem Zustand sein.
Sie müssen eine Vertretungsregelung gefunden haben, wer Sie inhaltlich vertritt oder wenigstens per E-Mail/Telefon erreichbar ist und Sie informieren kann.
Sie sollten die wichtigsten Kunden rechtzeitig vorher über Ihre Urlaubszeiten informiert haben, so dass dort nicht gerade mittendrin ein neues Projekt beginnt.
Bevor Sie wirklich wegfahren, sind zwei bis drei Tage Puffer nach dem letzten geplanten Arbeitstag dringend zu empfehlen. Erfahrungsgemäß wird irgendwas immer nicht rechtzeitig fertig und das wollen Sie doch sicher nicht auf dem Weg in den Urlaub erledigen, oder?
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Fazit
Pippi Langstrumpf argumentiert ganz richtig: "Ich will in die Schule gehen, weil ich sonst keine Pause haben kann!" Das gilt auch für Selbstständige, denn Arbeit ohne Pause ist nicht nur gesundheitsgefährdend, sondern macht irgendwann auch keinen Spaß mehr. Sie verlieren den Überblick und die Motivation. Also ran an die nächsten Ferien!
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Die Ansicht, dass pausenlose Arbeit dem Job und der Gesundheit abträglich ist, vertritt auch Autor und Gründungsberater Robert Chromow: "Reif für die Insel - Urlaub für Chefs".
Und wie Sie als Workaholic die Dinge wieder in den Griff bekommen, weiß Ursula Vormwald: "Zeit ist Geld! Selbst- und Zeitmanagement für Arbeitswütige".
Weitere Tipps zum Umgang mit eigenen Visionen finden Sie im Beitrag "Geradeaus ins Abseits - oder per Richtungswechsel zum Geschäftserfolg?".
Noch mehr Tipps bietet unser Survival-Kit: Überleben als Selbstständige/r.