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Die Unternehmen machen es vor: Marketing und Werbung sind die Mittel, mit denen eine Firma in der Öffentlichkeit auftritt. Ähnlich sollte auch eine Einzelperson vorgehen. Egal ob bei der Jobsuche, gegenüber Kollegen oder Vorgesetzten - Selbstmarketing hat bisher noch keinem geschadet. Oder doch? Rita Ostendorp-Schrumpf gibt Tipps zur persönlichen PR-Arbeit.
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Nein, Selbstmarketing hat nichts mit Blendwerk und Scheinerzeugung zu tun. Vielmehr ist es ein taktisches Vorgehen, bei dem jeder Einzelne seine Stärken in den Vordergrund stellt, sich aber auch im richtigen Moment und am richtigen Ort zurückhalten kann. Doch jede noch so respektvolle Art, mit dem Gegenüber zu kommunizieren, ist nur halb so viel wert, wenn die Verpackung nicht stimmt. Die äußere Erscheinung und die innere Grundhaltung in ein Gleichgewicht zu bringen, ist eine hohe Kunst der PR-Arbeit in eigener Sache. Und die ist im Berufsleben so wichtig wie eine gute Allgemeinbildung und öffnet so manch einem die Tür in die angestrebte Position. Mit den folgenden Tipps fahren Sie auf der sicheren Seite. Und auch hier gilt: Übung macht den Meister.
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Ihr neues Image
Jeder Mitarbeiter ist ein Unternehmen im Unternehmen. Bestimmen Sie zunächst Ihre Unternehmensform: Geht es in Richtung Ich-zuerst-AG, Know-how GmbH, Guter Kumpel GbR oder soll es eine Smart.Com werden?
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Beziehen Sie neben Ihrem Know-how in fachlicher Hinsicht und dem Wissen über Kommunikation auch die Aspekte der richtigen Kleidung und Manieren inklusive Tischsitten ein. Vor Ihnen liegen Wochen an Extra-Arbeit.
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Warnung: Falsches Selbstmarketing kann zu Unbeliebtheit führen
Ein allzu vordergründiges Selbstmarketing ist zum Scheitern verurteilt. Wenn Sie sich mit dem angestrebten Image nicht voll und ganz identifizieren können, Sie andere Personen in zu großem Ausmaß imitieren, wenn Sie sich mit Ihrem gesamten bisherigen wie dem geplanten privaten und beruflichen Leben nicht zu 90 Prozent wohl fühlen, sollten Sie erst einmal Ihre Grundsätze überdenken.
Seien Sie vorsichtig, ein aufgesetztes Selbstmarketing, das nach Effekthascherei riecht und Beziehungen lediglich auf den Nutzwert bemisst, wird von allen Ebenen der Unternehmenshierarchie durchschaut - und gnadenlos geächtet.
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Die Strategie des Nichtstuns
Nichtstun ist nicht immer mit Faulheit gleichzusetzen. Vielmehr handelt es sich um eine Art Vermeidung von Überheblichkeit. Und das kann eine Ihrer schwierigsten Übungen sein. Wenn Sie das Verhalten des anderen beeinflussen möchten, liegt es in der Natur der Sache, dass Sie barsche Befehle, ein Überreden, Drohungen, Vorwürfe und vor allem offene oder unterschwellige Beurteilungen vermeiden. All das würde eine Überlegenheit demonstrieren, ob diese nun gerechtfertigt ist oder nicht.
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Verzichten Sie auf Schuldzuweisungen, auf nicht erbetene Ratschläge, auf Belehrungen, auf nicht notwendige Entschuldigungen, auf ein Abwiegeln nach Komplimenten.
Lernen Sie stattdessen ein möglichst neutrales Zuhören. Nicht nur, wenn Sie das Thema interessiert. Vereinzelte Nachfragen bei Unklarheiten sind ein Zeichen von Aufmerksamkeit. Gewöhnen Sie sich ein bestätigendes "Ja" an, nicht im Sinne von "Ja, ich bin Ihrer Meinung" sondern ein "Ja, ich verstehe, was Sie meinen". Wenn Sie eine solche Fairness anwenden, werden sich Ihre Gesprächspartner Ihnen gegenüber ebenso großzügig verhalten.
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Die Strategie des Handelns
Betrachten Sie sich selbst als ein Unternehmen, das verschiedene Produkte bzw. Dienstleistungen anbietet. Folgen Sie den klassischen Wegen der Absatzwirtschaft alias Marketing.
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Ihre Zielmärkte kennen lernen:
Ihr Kosmos ist das Unternehmen. Dazu zählen Mitarbeiter, Kollegen, Vorgesetzte, Kunden und Lieferanten. Achten Sie auch auf Peripherie-Märkte: Wie verhalten Sie sich im Café, Restaurant und Kantine sowie beim Kontakt zu Kollegen in der Freizeit?
Wenn Sie eine Analyse Ihrer Zielmärkte vornehmen, sollten Sie nicht nur Ihre "Kunden" in Betracht ziehen, sondern auch einen Blick auf die Konkurrenz werfen: Womit punktet Sven Meier, warum respektieren alle Dorothee Klingenberg? Betreiben Sie eine stetige Marktforschung, erkennen Sie Trends, schwingen Sie sich von Liane zu Liane im Dschungel des Insider-Wisssens.
Bei der Marktanalyse haben Sie leider nicht die Möglichkeit von Befragungen oder Experimenten. Sie haben im Regelfall nur einen Versuch. Anders als bei einem Laborexperiment für ein neues Waschmittel, können Sie nicht so lange testen, bis der Kunde zufrieden sein wird. Pro Situation und Zielperson besteht nur ein Versuch. Die Konsequenz: Idealerweise haben Sie die "Produkteigenschaften" bereits vor dem Eintritt ins Unternehmen oder im Laufe des ersten Kennenlernens festlegen können.
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Ihre Marketing-Strategien ausarbeiten:
Welche Produkte oder besser Dienstleistungen bieten Sie an? Kreieren Sie, wählen Sie aus, bereiten Sie sich für die spätere Phase des Produktdesigns vor. Vielleicht bieten Sie Humor, Wissen aus den verschiedensten Bereichen, souveräne Gefolgschaft, Führung mit Fairness, Innovation, Gemeinsinn, elegante Komplimente, Loyalität, Freundschaft, Moderation etc.
Betrachten Sie Ihr Portfolio. Was ist Ihre "Cash Cow", was bringt die meiste Milch? Was sind die Fragezeichen? Wenn Sie schwach in Sachen Qualitätsmanagement sind, bringen Sie sich in derartigen Gremien möglichst nicht weiter ein. Denn die Zuhörer sind nicht dumm, merken schnell, wer über ein gewisses Fachwissen verfügt und wer nur wie ein Wasserfall laufend Blasen produziert. Handeln Sie nicht aus dem Effekt heraus, sondern bewahren Sie Ihren Weitblick. Das gilt auch für die Bildung von Netzwerken. Wenig lukrative Zielgruppen darf man als "Unternehmen im Unternehmen" nicht vernachlässigen. Vielleicht ist beispielsweise die Frau des Pförtners im gleichen Fitness-Studio wie die Einkaufsleiterin einer Ihrer Kunden?
Ihre Positionierung: Welche Bedürfnisse werden befriedigt? Der Wunsch Ihrer Zielgruppen nach Anerkennung, nach persönlichem und wirtschaftlichem Gewinn hat viele Ausprägungen. Welche Zielgruppen sollen bedient werden? Vernachlässigen Sie auf keinen Fall das Lieferantenmarketing oder unternehmenseigene Abteilungen mit geringem Prestigewert.
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Produktdesign:
Werden Sie sich klar über Ihre optimalen "Produkteigenschaften", über Ihre Verpackung (Kleidung, Körperpflege, Sportlichkeit), Ihre Namensgebung (das Du anbieten/annehmen, Spitznamen akzeptieren/bekämpfen) und sonstige "Markierungen". Etikettierungen wie "blonde Cabrio-Fahrerin" sind natürlich mit Vorsicht zu genießen.
Ganz im Sinne einer umsatzorientierten Sortimentspolitik sollten Sie auf Schutzrechte und Patente achten. Im Klartext heißt das: Werden Sie keinesfalls zur blassen Kopie von jemandem, selbst wenn diese Person nicht in Ihrem Unternehmen arbeitet. Und haften Sie für Produktfehler, am besten mit einer ehrlich gemeinten und respektvollen Entschuldigung. Fragen und diskutieren Sie auch nach Möglichkeiten der Problembeseitigung.
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Konkrete Arbeitspläne
Erstellen Sie Checklisten, die Sie sorgfältig abarbeiten. Ein Muss ist das richtige Kommunikationsverhalten, so etwa das Erkennen von Gesprächsstörern und das Beherrschen der Gesprächsförderer. Hier empfiehlt sich unter anderem das Buch "Professionelle Gesprächsführung" von Christian-Rainer Weisbach.
Ihre Arbeitspläne ergänzen Sie idealerweise mit einer eingehenden Lektüre-Stunde à la "Knigge für den Beruf" und mit ausführlichen Selbstmarketing-Fibeln.
Häufig werden Sie dabei auf Strukturen wie die folgenden von Sabine Asgodom treffen:
Sich der eigenen Stärken bewusst werden
Das eigene Ziel finden
Stärken und Ziel deutlich signalisieren
Das Beste geben
Auf den Erfolg vertrauen
Wichtig sind auch Werke zum richtigen Selbst- und Zeitmanagement sowie das zielorientierte Gestalten und Durchführen von Meetings.
Verlassen Sie sich nicht auf kurze Artikel, deren Mikro-Tipps Sie gelegentlich befolgen. Hier geht es um ein dickes Pensum, das Recherche und Einsatz erfordert, allerdings auch satten Gewinn verspricht. Sie als "neuer Mensch" werden die Früchte Ihrer Saat schnell sammeln können.
Inhaltliche Schlenker zur Feng-Shui-gerechten Gestaltung Ihres Arbeitsplatzes oder die Lektüre von Büchern wie Dale Carnegies "Sorge dich nicht - lebe!" können das Werk der Modellierung Ihres Lebens abrunden und vielleicht sogar krönen. Ein Ausweiten auf Ihr Privatleben bringt Sie noch ein Stück weiter, sicherlich haben Sie schon vom konstruktiven Streiten gehört.
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Ich und meine Werbeagentur
Ihre Kommunikationspolitik sollte umfassend Ihrem Image entsprechen. Selbst ein formloser Brief an die Filiale in Kleinhausen sollte letztendlich für Sie werben.
So wie ein Unternehmen Prospekte und Warenproben verteilt, so können Sie - ohne jedoch zu breit zu streuen und zu viel Hochglanzpapier zu verschwenden - Kollegen einen Gefallen tun, Bitten erfüllen oder selbst um Unterstützung bitten. Letzteres empfinden einige als Kompliment, sofern damit nicht zu viel Arbeit verbunden ist.
Ihre Öffentlichkeitsarbeit sollte das Gesamtspektrum Ihrer neuen Persönlichkeit darstellen. Sie engagieren sich in Ihrer Freizeit für ein gutes Projekt? Kommunizieren Sie dies. Sie haben unwesentliche Blamagen erlebt? Raus damit, ein solches "Rundschreiben" bringt Ihnen Sympathiepunkte.
Verzichten Sie hingegen auf unlauteren Wettbewerb. Auch wenn Sie nicht mit Abmahnungen von der Konkurrenz rechnen müssen, auf lange Sicht fahren Sie damit besser. Es darf in einem Unternehmen neben Ihnen weitere beliebte und überaus anerkannte Menschen geben.
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Skrupel bei der Werbung für sich selbst
Denken Sie wie Eva Heller "Überall ist Blendwerk und Verführung"? Stimmen Sie Fritz Haug zu, der Werbung als "Blendwerk zur Erzeugung des Scheins" oder als "Mittel der Verdummung" sieht? Vielleicht resignieren Sie gemeinsam mit Holzschuher "Darum muss man im Leben - oft bedauerlicherweise - mehr scheinen als sein."
Mehr Schein als Sein - das sind Sie nur, wenn Sie nichts können und Ihre Stärken in den Hintergrund stellen. Aus dieser Falle können Sie sich leicht befreien. Sie müssen nur das halten, was Sie versprechen. Damit sind Sie so manchen Politikern und Werbern um endlose Weiten voraus.
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Selbstverständlich? Schön wär's!
Zum Abschluss noch die kleinen Todsünden, die in Deutschland des dritten Jahrtausends immer noch begangen werden. Eigentlich unfassbar.
Ein Klassiker: der zu starke oder zu geringe Gebrauch an Deodorant und Duftwasser.
Ebenso erstaunlich ist es, wenn hoch dekorierte Mitarbeiter prachtvolle Holunderbeerbüsche als Augenbrauen, Nasen- und/oder Ohrenhaare kultivieren - und das ohne beruflichen Schaden zu erfahren. Schwarze Trauerränder unter den Fingernägeln halten die Täter vermutlich für ein Kavaliersdelikt.
Das Gebot, die eigenen Mitarbeiter nicht zu berühren, nicht auf ihrem Schreibtisch zu sitzen und sich dort nicht abzustützen, wird ebenso häufig missachtet.