Kopfkino - Wie Sie mit Metaphern gezielt Ihren Vortrag bereichern

Sprachbilder geschickt einsetzen und Zuhörer bei Laune halten

Mit Metaphern setzen Sie bei Ihren Zuhörern das Kopfkino in Gang. Denn bildhafte Aussagen bleiben besser im Gedächtnis haften. Wir verraten, wie Sie sie gezielt einsetzen.

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Vergleiche hinken. Das ist zwar technisch unmöglich (weil es ihnen an Bewegung und sowieso an Beinen mangelt), jedoch sprachlich lobenswert. Denn gerade ihre scheinbar fehlerhafte Konstruktion macht sie aussagekräftig. Etwas Besseres kann Ihnen für einen Vortrag oder eine Präsentation gar nicht passieren, findet Lorenz Hölscher.

Reden wie andere denken

Wenn Sie einen Vortrag halten oder Folien präsentieren wollen, ist es zwangsläufig Ihr Ziel, mit Ihrer Aussage die Zuhörer zu erreichen. Und zwar nicht bloß akustisch bis zum Ohr, sondern vor allem inhaltlich bis ins Gehirn. Also müssen Sie so formulieren und präsentieren, dass es dort auch wirklich ankommt. Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler (wie Sie auch im Beitrag "Sprüche, Zitate, Aphorismen - So 'würzen' Sie Ihren Vortrag" lesen können).

Haben Sie gemerkt, wie eine bildhafte Formulierung sich in Ihren Gedanken viel leichter einnistet? Das ist die Kraft der Metapher. Der Zusammenhang mag falsch sein, denn wir beschäftigen uns hier ja gar nicht mit dem Angeln, aber die plastische Aussage verdeutlicht den Inhalt.

Ihr Gehirn (beziehungsweise das Ihrer Zuhörer) übersetzt Wörter in Bilder und Gefühle. Wenn mit einem Wort weder Bilder noch Gefühle verknüpft sind, bleibt es nicht hängen, sondern verdunstet auf dem Weg vom Ohr zum Gehirn. Verdunsten? Genau. Das war eine Metapher, die aus einem unsichtbaren Vorgang ein Bild macht.

Probieren Sie es direkt einmal aus:

  • Unbestätigten Informationen zufolge ...

Aha. Da passiert nichts in Ihrem Gehirn. Formulieren Sie es einmal anders:

  • Das pfeifen die Spatzen von den Dächern.

Schwupps, ist ein Bild da. Dabei ist es egal, ob das sprachliche Bild dem Gehirn die verarbeitungsgerechte Umsetzungsarbeit abnimmt oder ob die Information einfach nur auf mehreren "Kanälen" Einlass findet. Der Erfolg zählt.

Mut zur Aussage

Viele Präsentationen bemühen sich allerdings gerade um eine sachliche Sprache, weil sie fürchten, sonst unseriös zu wirken. Das führt dann zu Sätzen wie "Die Zugabe von Ascorbinsäure in die Lösung erhöht die Aktivität der Lymphozyten". Das ist sicher richtig, aber ebenso sicher haben Ihre Zuhörer am Ende des Satzes schon seinen Inhalt vergessen. Wenn das im Gedächtnis haften bleiben soll, dann müssen Sie deutlich mehr Schwung in die Aussage bringen: "Ascorbinsäure macht Fresszellen mehr Appetit" oder gar "Mit Vitamin C steppt der Bär im Blut!"

Haben Sie die andere Metapher eben auch bemerkt? "Bildhafte Aussagen bleiben besser in Ihrem Gedächtnis haften." Schon sehen Sie kleine Merkzettel auf der Innenseite Ihres Schädels kleben. In Wirklichkeit haftet in Ihrem Gehirn natürlich nix, denn Denken und Verstehen sind unsichtbare elektro-chemische Vorgänge.

Aber ebenso wie die anfangs genannte Metapher des körperlichen Hinkens, die so gar nicht zu einem sprachlichen Stilmittel wie dem Vergleich passt, verdeutlicht sie eben dadurch das Problem viel anschaulicher als die korrekte, aber langweilige Erläuterung. Mit der Metapher entsteht ein Bild im Kopf des Zuhörers, welches die Aussage viel tiefer verankert.

Sie entsteht durch "verrückte" Zusammenhänge, wie schon die Herkunft des Wortes aus dem griechischen meta (anderswohin) und pherein (tragen) beschreibt. Sie tragen die Bedeutung eines Wortes anderswohin. Das fesselt Ihre Zuhörer und bindet deren Aufmerksamkeit entsprechend mehr an Ihren Vortrag.

Richtige Bilder am falschen Ort

Dabei gibt es unterschiedliche Arten von Metaphern. Sie können beispielsweise zwar in sich stimmig sein, aber im falschen Zusammenhang benutzt werden. Wenn Sie "keine schlafenden Hunde wecken" wollen, vermeiden Sie nämlich eher schwierige Fragen als den Lärm bei einem Einbruch. Sie sind auch nicht zwangsläufig in einer Schmiede, wenn Sie "heiße Eisen schmieden" oder für jemanden "die Kohlen aus dem Feuer holen" sollen.

Viele dieser Metaphern entstammen handwerklichen Zusammenhängen und haben daher für eine Rede nebenbei den Vorteil der kraftvollen, zupackenden Verben.

"Defekte" Metaphern

Das mag dann im Eifer des Gefechts auch schon mal jemand über das Ziel hinausschießen, wenn er "den Stier bei den Hörnern packt". Denn wenn Sie nicht gerade Obelix sind, geht dies meistens zu Lasten desjenigen aus, der da zupackt. Der Stier schüttelt sich dabei höchstens ein paar Mal, während Sie im Krankenhaus landen.

Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt

Im englischen Sprachraum heißt eine solche Umkehrung der eigentlichen Kräfteverhältnisse "wag the dog", auf Deutsch: der Schwanz wedelt mit dem Hund.

Auch der immer wieder gern zitierte Quantensprung in der Entwicklung eines Projekts ist ein Schuss in den Ofen. Gemeint ist nämlich ein gigantischer Fortschritt, aber leider beschreibt ein Quantensprung in der Physik so ziemlich die kleinstmögliche Zustandsänderung. Sie sollten also durchaus über die Metaphern nachdenken, die Sie benutzen.

Schuss in den Ofen?

Der Schuss in den Ofen gehört zu den Metaphern, deren Ursprung nicht so richtig geklärt ist. Am wahrscheinlichsten ist das 'Einschießen' (heute würde man eher Einschieben sagen) von Brot in den kalten Ofen gemeint, was ja eher nutzlos ist.

Falsche Bilder am richtigen Ort

Manche Bilder wirken auch erst dadurch, dass sie eigentlich gar nicht zusammenpassen. Wenn Sie Hummeln im Hintern haben, sind Sie offensichtlich unruhig, aber nicht wegen des falschen Zusammenfügens von Hummeln und Hintern. Vielmehr können Sie sich bildhaft vorstellen, was dann passieren würde.

Auch zu dem berühmten Elefanten im Porzellanladen gibt es kein reales Vorbild, aber doch eine Vermutung, welche Folgen das hätte. Gerade die Kombination zweier nicht zusammengehöriger Objekte führt zu einer neuen Erkenntnis. Dieser Aha-Effekt bringt die Emotion mit, welche beim Zuhörer für intensivere Aufnahme sorgt.

Das ist im Grunde so, als ob Sie einen Witz verstehen. Ihr Gehirn erarbeitet sich den neuen, oft ungewohnten Zusammenhang und freut sich, wenn es die Kombination und deren abweichende Bedeutung durchschaut hat.

Das erlaubt Ihnen, fast beliebige Kombinationen zu erfinden, wenn sie nur erhellend sind. Obwohl beispielsweise die Halbleiter-Industrie als der "Motor des Fortschritts" bezeichnet wird, dreht sich dort keine einzige Pleuelstange und stampft nicht der winzigste Kolben. Da liegt es auf der Hand, deren Emissionen auch als das "Auspuffrohr des Fortschritts" zu bezeichnen.

Nehmen Sie geläufige Metaphern mal wörtlich und drehen Sie diese um. Wenn Frauen als zickig gelten, müssen Männer im Umkehrschluss bockig sein. Vielleicht hat eine Projektbeschreibung nicht bloß Eselsohren, sondern auch einen Pferdefuß. Auf das Mäusemachen folgt schon mal der Katzenjammer.

Vorbild Politik und Medien

Nicht ganz zufällig werden Metaphern in Politik und Medien benutzt, denn dort ist es besonders wichtig, dass die gewünschte Aussage auch wirklich ankommt. Berühmt gewordene Aussagen finden sich immer wieder in Kernsätzen, welche eine oft stundenlange Rede merkfähig zusammenfassen.

"Es muss ein Ruck gehen durch Deutschland", sagte der damalige Bundespräsident Roland Herzog und meinte damit bestimmt nicht, dass ein Erdbeben den deutschen Boden aufreißt. Auch Kennedys Behauptung "Ich bin ein Berliner!" bedeutete eben nicht, dass er soeben dorthin umgezogen sei. Hätte der Regierende Bürgermeister Willi Brandt das Gleiche gesagt, hätten alle nur müde gelächelt.

"Wir sind Weltmeister!" oder gar "Wir sind Papst!" ist ebenso falsch wie trotzdem auf den Punkt gebracht. Die Formulierung "Ein paar Fußballer, von denen manche sogar einen deutschen Pass haben, haben einige Spiele gewonnen, vor allem das letzte" mag inhaltlich korrekter sein, lockt aber keinen Hund hinterm Ofen hervor. Und wer will so kleinlich sein, dass 85 Mio. Deutsche nie gleichzeitig Papst werden können? Mal ganz ungeachtet der Tatsache, dass sie weiblich, zu jung oder nicht einmal katholisch sind.

Auch hier gilt: Wer seine Argumente oder seine Meinung im Herzen der Zuhörer verankert hat, gewinnt. Gedankliche Wellen entstehen schon deshalb, weil Sie etwas kraftvoll in den See des Zuhörens geworfen haben. Da ist es egal, ob das ein inhaltlicher Goldschatz oder bloß ein toter Fisch war. Erst das Kräuseln der Wasseroberfläche ist Ihre Chance als Vortragender, zu Ihrem Publikum tiefer vorzudringen.

Fazit

Kraftvolle Reden sind der Kern einer Präsentation und leben von bildlicher Sprache. Die Metapher ist diese Würze, die Ihr Vortrag braucht, sonst bleibt es bei einer faden Buchstabensuppe, die niemand hören will.

Lebendige Vorträge halten