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Sich selbstständig machen mit 50plus - für manche der Ausweg aus der Arbeitslosigkeit, für andere die Hoffnung, sich selbst und seine Ideen zu verwirklichen. Doch auf die "älteren" Gründer warten ein paar spezielle Fallstricke, die zu den allgemeinen Gründungsschwierigkeiten noch hinzukommen.
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"Melden Sie sich doch einmal, wenn Sie selbstständig sind" - Beate C. hat diese Worte noch im Ohr, als sie Herrn K. anruft, mit dem sie während ihrer Tätigkeit als angestellte Einkäuferin oft zu tun hatte. Ihre beschwingte Stimmung sinkt immer mehr, als sie nicht nur von ihm, sondern auch von anderen ehemaligen Gesprächspartnern eine Abfuhr erlebt.
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Diese Situation kennen viele 50plus-Gründer. Ihre langjährigen Kontakte taugen oft nicht als Fundament für den Geschäftsaufbau. Beziehungen, die mit der Position zu tun hatten, sind selten persönliche Beziehungen: Ihre Ansprechpartner haben keine Entscheidungsbefugnis. Das Budget ist ausgeschöpft.
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Die alten Kontakte halten nicht, was sie versprochen haben
Abgesehen davon arbeiten viele Unternehmen schon lange mit bewährten Partnern. Weshalb sollten sie ausgerechnet auf Sie als Newcomer warten?
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Wappnen Sie sich für solche Fälle durch eine solide Finanz- und systematische Marketingstrategie.
Rechnen Sie damit, dass die Anlaufzeit länger dauert als geplant, und sorgen Sie für ausreichende Reserven.
Zusätzlich - und das gilt vermehr bei Gründungen aus der Arbeitslosigkeit - brauchen Sie eine systematische Marketingstrategie. Verlassen Sie sich nicht auf bestehende Kontakte, auch wenn Sie diese natürlich zu nutzen versuchen. Sondern legen Sie schon vor der Gründung konkret fest, wer Ihre Zielgruppe ist, wie Sie Ihre Zielgruppe erreichen und wie Sie diese überzeugen können, so dass Sie vom ersten Tag an systematisch an den Markt gehen können.
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Angst vor der Akquise
"Dafür bin ich leider nicht zuständig" - Otto F. ist froh, die Anfrage an die Nachbarabteilung weiterleiten zu können. Als er sich selbstständig macht, muss er plötzlich Aufträge gezielt akquirieren. Kein Wunder, dass dieser Gedanke ihm Angst macht, mehr noch als manchem jüngeren Selbstständigen.
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Die Gründung immer weiter hinauszuschieben ist keine Lösung. Damit wird die Akquise nicht einfacher. Im Gegenteil: Erfahrungsgemäß wachsen die Ängste. Besser ist es, einen Stufenplan zu entwickeln, um die Ängste schrittweise abzubauen. Dieser kann beispielsweise so aussehen:
Stufe I: Sie sprechen mit potenziellen Interessenten, allerdings ohne den Druck, ihnen etwas zu verkaufen. Stattdessen konzentrieren Sie sich aufs Zuhören. Dadurch kommen Sie mit Ihrem Markt in Berührung und gewinnen gleichzeitig Erkenntnisse für Ihr Angebot.
Stufe II: Sie stellen Interessenten Ihr Produkt oder Ihre Leistung vor mit der Bitte, diese zu testen und Ihnen dazu Feedback zu geben. Das geschieht wiederum ohne das vordergründige Interesse, etwas verkaufen zu müssen. Im Gegenteil: Es wäre sogar schädlich, wenn die Interessenten sich verpflichtet fühlen würden.
Danach haben Sie genug Selbstvertrauen und Feedback zu Ihrem Angebot, so dass Sie die konkrete Akquise angehen können. Ein bisschen Lampenfieber bleibt nicht aus. Doch das erleben auch langjährige Profis.
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Unrealistische Erwartungen
"Nur noch das tun, was man gerne macht" - wenn das auch Ihr Traum und ein entscheidendes Motiv für Ihre Selbstständigkeit ist, könnten Sie bitter enttäuscht werden. In der Realität sieht der Arbeitsalltag deutlich anders aus. Je nach Branche steht weniger als die Hälfte der Zeit für die rein fachlichen Aufgaben zur Verfügung. Der andere Teil entfällt auf Marketing , Buchhaltung, Controlling, EDV-Themen und administrative Aufgaben verschiedenster Art.
Starten Sie von vornherein mit einer realistischen Einstellung in die Selbstständigkeit. Bevor Sie sich zur Gründung entschließen,
befragen Sie Menschen, die schon in dieser Branche arbeiten, wie der Arbeitsalltag aussieht.
Fragen Sie gezielt danach, wie Ihr Gesprächspartner seine Zeit einsetzt und
wie viel Zeit für die einzelnen oben genannten Blöcke aufgewendet werden.
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Verzettelung durch die Vielfalt der Aufgaben
Manfred S. arbeitete als Produktmanager bei einem Tierfutterhersteller. Wenn er ein Problem an seinem PC hatte, rief er die EDV-Abteilung an. Diese Form der Arbeitsteilung gibt es in jedem Unternehmen umso ausgeprägter, je größer das Unternehmen ist.
Als Unternehmer vereinen Sie plötzlich alle Funktionen in einer Person - von der Strategieentwicklung bis zum Einkaufen von Briefmarken. Wenn der Tag doch nur 48 Stunden hätte. Hat er leider nicht.
Ihre wichtigste Aufgabe als Unternehmer ist es, sich selbst zu organisieren. Verzetteln Sie sich nicht. Machen Sie sich jeden Tag wieder klar, was wirklich wichtig ist. Um diese Aufgaben kümmern Sie sich zuerst. Alles Andere können Sie später erledigen, delegieren oder "outsourcen" - und notfalls liegen lassen.
Das Kriterium für "wichtig" ist: Welche Aktivitäten sorgen dafür, dass Sie immer genug Aufträge, Gewinn und Liquidität haben - morgen wie in einem Jahr?
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Isolation
Fachlicher Austausch, mittags der gemeinsame Gang in die Kantine - wie schön war das damals. Das dachte Ludger S., als er anfangs allein am Schreibtisch saß und sich fragte, ob das Telefon defekt sei. War es nicht. Es rief nur niemand an. Heute hat sich das geändert. Wie ihm geht es in der Anfangszeit vielen Gründern.
Der Kontakt zu den Ex-Kollegen flaut mehr und mehr ab. Die Geschichten aus der alten Firma werden für Sie zunehmend uninteressant. Umgekehrt können Ihre ehemaligen Kollegen nicht nachvollziehen, was Sie heutzutage bewegt und beschäftigt. Auch im privaten Bekannten- und Freundeskreis, wenn dieser überwiegend aus Angestellten besteht, müssen Sie mit Entfremdung rechnen.
Am besten bereiten Sie sich auf diese Situation frühzeitig vor, indem Sie schon vor der Gründung gezielt Kontakte zu anderen Gründern und Selbstständigen suchen.
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Vollständig neu beginnen
Manche 50plus-Gründer wechseln nur die Form. Statt als interner Trainer arbeiten sie jetzt für mehrere Auftraggeber im bisherigen Fachgebiet. Andere vollziehen den radikalen Wechsel, zum Beispiel vom Controller zum Coach: Weil sie wissen wollen, was noch in ihnen steckt. Weil alte Tätigkeiten zur langweiligen Routine geworden sind und sich ihre Werte geändert haben, zum Beispiel die Arbeit mit Menschen wichtiger geworden ist.
So faszinierend das sein kann, ist damit gleichzeitig ein Höchstmaß an Stress vorprogrammiert. So viel Neues stürzt auf Sie ein, dass Sie an manchen Tagen an sich selbst zweifeln. Ihre bisherige Kompetenz und Erfahrung zählt nicht mehr. Sie sind wieder ein Anfänger. Und das auf allen Gebieten gleichzeitig mit dem Risiko, dass Sie mehr Fehler machen als nötig.
Wenn Sie den Zeitpunkt Ihrer Gründung frei bestimmen können, hilft ein stufenweises Vorgehen. Damit sinkt die Gefahr, sich zu überfordern. Gleichzeitig minimieren Sie die Risiken des Scheiterns.
Reduzieren Sie zum Beispiel Ihre Arbeitszeit und testen Ihre Geschäftsidee erst einmal nebenberuflich - statt alles auf eine einzige Karte zu setzen.
Wenn Sie unfreiwillig gründen, ist der sicherere Weg, in Ihrer bisherigen Branche beziehungsweise Ihrem bisherigen Tätigkeitsfeld zu bleiben.
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Halbherzigkeit bei unfreiwilliger Gründung
Nicht jede Gründung in der 50plus-Altersklasse findet auf eigenen Wunsch statt. Oft scheint die Selbstständigkeit der einzige Weg zu sein, einer längeren Arbeitslosigkeit zu entrinnen.
Solche Gründungen sind nicht von vornherein im Nachteil. Sie können es aber dann werden, wenn Sie nur halbherzig zu Werke schreiten und im Grunde von einer Festanstellung träumen. Dann ist Ihre Energie zersplittert und das Risiko hoch, dass Sie weder in der Selbstständigkeit erfolgreich sind noch eine neue Festanstellung finden.
Auch wenn Sie Ihre Selbstständigkeit nur als Übergangsstation sehen, widmen Sie sich ihr mit voller Kraft. Was es wert ist, getan zu werden, ist es wert, gut und mit Engagement getan zu werden. Das verbessert Ihre Ergebnisse. Es stärkt Ihr Selbstwertgefühl. Und es wirkt anziehend auf andere. Im alten China hieß es "Wer nicht lächeln kann, soll kein Geschäft eröffnen".
Niemand weiß, was die Zukunft bringt. Vielleicht finden Sie so viel Gefallen an der Selbstständigkeit, dass Sie nie wieder zurück möchten. Vielleicht wird aus dem Provisorium eine Dauerlösung. Selbstständigkeit kann die spannendste Sache der Welt sein. Mit 50plus haben Sie noch einige Jahre - und wenn Sie wollen - auch noch Jahrzehnte vor sich. Machen Sie diese Zeit zur besten Zeit Ihres Lebens. Selbstständigkeit kann Ihnen helfen, Ihre eigenen Talente zu entfalten, anderen Menschen zu nutzen und Erfolg mit Erfüllung zu verbinden. Schwierigkeiten werden auftauchen. Nutzen Sie diese als Chance zum Wachstum, persönlich wie geschäftlich.