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2.500 Jahre alt und trotzdem kein bisschen angestaubt: Seit der griechischen Antike gilt die 5-Satz-Technik als bewährtes Leitmotiv für gelungene Vorträge. Lorenz Hölscher zeigt, wie Sie die 5-Satz-Technik auch für Ihren Vortrag einsetzen.
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"Eine gute Rede soll das Thema erschöpfen, nicht die Zuschauer", sagte Winston Churchill. Wie aber kriegen Sie das hin, wenn Sie vor einem Wust von Ideen und Inhalten für Ihre Präsentation sitzen und den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen?
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Klassische Entwicklung einer Rede
Es beginnt wie so oft bei den alten Griechen. Die Rhetorik (altgr. "Redekunst") spielte dort eine wichtige Rolle, sogar eine Doppelrolle, wenn Sie es genau nehmen: die Rhetorik ist erstens die Fähigkeit, jemanden mit bestimmten Stilmitteln von einer Meinung zu überzeugen, und zweitens die Analyse genau dieser Stilmittel.
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Bereits Platon und Aristoteles diskutierten über die verschiedenen Elemente einer Rede, über deren Nutzen und Grenzen. Beispielsweise konnte eine Rede perfekt sein, auch wenn sie einen falschen Inhalt transportierte. Diese Bevorzugung der Stilmittel gegenüber dem Inhalt wurde später auch von den Römern, insbesondere Cicero, diskutiert.
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Cicero formulierte bereits den Weg zu einer guten Rede in fünf Schritten:
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Das Auffinden der Argumente (inventio)
Die Gliederung des Vortrags (dispositio)
Die sprachliche Gestaltung (elocutio)
Das Auswendiglernen (memoria)
Der öffentliche Vortrag (pronuntiatio)
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Rede-Entwicklung
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Klassische Teile einer Rede
Auch die Rede selber bestand aus fünf Teilen, wobei diese manchmal auch als drei Teile gewertet werden, nämlich Einleitung, Hauptteil und Schluss:
Einleitung (exordium)
Erzählung (narratio)
Thema (propositio)
Beweisführung (argumentatio)
Schlussfolgerung (conclusio)
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Klassische Teile einer Rede
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Dabei ist zu berücksichtigen, dass Cicero praktisch ausschließlich Reden für spezielle Gelegenheiten und Orte gehalten hat, nämlich vor dem Senat oder vor einem Gericht. Trotzdem lässt sich die daraus entwickelte 5-Satz-Technik ohne Probleme auf moderne Reden und Präsentationen anwenden.
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Stellungnahme
Das Konzept der Stellungnahme ist geeignet, Ihre Meinung zu einem vorgegebenen Thema klarzumachen. Dabei folgen der Einleitung mit Vorstellung des Problems die drei besten Argumente und am Ende eine Schlussfolgerung:
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Stellungnahme
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Dabei ist es wichtig, nicht einfach noch mehr Argumente anzusammeln, sondern sich auch wirklich auf die drei besten zu beschränken. Mehr können sich Ihre Zuhörer nicht merken und Sie würden sich in Kleinkram verzetteln. Beispielhaft könnte das so aussehen:
Thema: Keine Haustiere für Kinder!
1. Argument: die Haltung ist meistens nicht artgerecht
2. Argument: viele Haustiere werden als Spielzeug missbraucht statt dadurch eine richtige Tierpflege zu erlernen
3. Argument: die Pflege erfolgt oft sowieso nur von Eltern, Kinder vernachlässigen sie nach der ersten Begeisterung
Schlussfolgerung: Haustierhaltung durch Kinder ist weder tier- noch kindgerecht
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Kompromiss
Bei einem Kompromiss geht es darum, Pro- und Contra-Argumente abzuwägen und daraus eine für alle Seiten akzeptable Lösung abzuleiten. Sie müssen also nach dem Problem auch möglichst fair beide Seiten darstellen, daraus Ihre Schlüsse ziehen und am Ende Ihren Kompromissvorschlag mit dem Appell zu dessen Annahme vorstellen:
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Kompromiss
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Konkret könnte das für das Problem, dass die sehr amerikanisch-kommerzielle Version von Halloween das christliche Allerheiligen verdrängt, zu der folgenden 5-Satz-Konstruktion führen:
Problem: sollen wir Halloween wieder abschaffen?
Pro: Allerheiligen als christliches Fest wird kommerzialisiert
Contra: Kinder haben Spaß an der Verkleidung
Schlussfolgerung: selbstgemachte Verkleidungen sind weniger kommerziell
Appell: überzeugen Sie Ihre Kinder!
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Widerspruch
Der Widerspruch ist nötig, um ein bereits vorgebrachtes Argument zu entkräften. Daher ist es sinnvoll, diesem mit gleich zwei Gegenargumenten zu begegnen:
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Widerspruch
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Gegen das immer wieder gerne vorgebrachte Argument, dass Kinder spätestens nach der Grundschule doch unbedingt ein eigenes Handy haben müssten, um im heutigen Leben zu bestehen, könnten Sie so argumentieren:
Einleitung: brauchen Kinder Handys?
Argument: es ist wichtig für soziale Kontakte
1. Gegenargument: es sind weiterhin Telefon, E-Mail oder persönliche Gespräche als Alternative möglich
2. Gegenargument: es wird oft gar nicht zum Telefonieren, sondern nur als Spielzeug und zum Angeben genutzt
Schlussfolgerung: nur in Ausnahmefällen sinnvoll
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Standpunkt erläutern
Der typische (politische) Vortrag besteht darin, einen Standpunkt zu erläutern. Dabei sollte dieser nicht nur gebetsmühlenartig wiederholt, sondern illustriert und begründet werden:
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Standpunkt
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Angenommen, Sie argumentierten gegen die Einführung von Schuluniformen in Deutschland, dann ist einer der dafür vorgebrachten Gründe die optische Reduzierung von sozialen Unterschieden.
Einleitung: ich bin gegen Schul-Uniformen
Argument: die scheinbare optische Gleichheit löst keine sozialen Probleme
Beispiel: die Marken-Protzerei wird auf Handys, Uhren oder Schmuck verlagert
Schlussfolgerung: das würde als Vorschrift also scheitern
Appell: reden Sie mit Ihren Kindern stattdessen über Markenwahn
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Problem lösen
In Abteilungsbesprechungen oder bei Konferenzen werden Sie häufig in die Lage kommen, zu einem Problem eine Lösung skizzieren zu müssen. Auch da hilft die 5-Satz-Technik, dies übersichtlich zu organisieren:
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Problemlösung
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Bei einer Anwohnerversammlung könnte es beispielsweise darum gehen, dass der Zoo in der Innenstadt sprichwörtlich an seine Grenzen stößt und wegen der räumlichen Nähe zu den umliegenden Grundstücken dort für Ärger sorgt.
Lage-Analyse: der Zoo stört seine Nachbarn durch Lärm und Geruch
Ursachen-Analyse: durch Wachstum von Zoo und umliegender Bebauung ist kaum Platz in der Stadt
Ziel-Bestimmung: ein moderner Zoo mit artgerechter Haltung braucht Platz
Lösungsvorschläge: Erweiterungsgelände kaufen oder auf flächenintensive Savannen-Großtiere verzichten
Appell: spenden Sie für das Zoo-Erweiterungsgelände!
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Ansicht ausklammern
Wenn es schwierig scheint, Ihre Zuhörer von einer vorgefassten Meinung abzubringen, können Sie wenigstens versuchen, eine andere Meinung deutlich vorzubringen und die ursprüngliche Ansicht damit zu schwächen.
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Ansicht ausklammern
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Von einer breiten Lobby und Öffentlichkeit wird beispielsweise die Meinung vertreten, dass Elektroautos die Umwelt schützen. In einer 5-Satz-Rede lässt sich jedoch zeigen, dass das möglicherweise zu kurz gedacht ist:
Meinung: Elektroautos schützen die Umwelt
Detail-Erläuterung: Sauberer Strom statt Benzin verursacht keine Abgase
Gegenmeinung: Stromherstellung verursacht sogar erheblich mehr Abgase, allerdings im Kraftwerk
Detail-Erläuterung: abzuwägen wären Kohle-/Gas- gegen Benzinabgase oder die Risiken der Atomenergie zur Stromerzeugung
Appell: weniger Autofahren schützt die Umwelt besser
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Deduktion
Mit einer Deduktion, also einer Ableitung vom Allgemeinen zum Besonderen, lässt sich zeigen, ob ein gängiges Vorurteil den speziellen Anforderungen Ihres Themas entspricht:
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Deduktion
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In Ihrer Firma herrscht vielleicht die Überzeugung vor, dass Sie einen perfekten Kundenservice haben und daran nichts verbessert werden müsste. Diese Grundüberzeugung sollten Sie daher aufgreifen und daraus Ihre Rede entwickeln:
Allgemeine Annahme: unser Kundenservice ist super!
Besonderheit: aber er ist abends nicht erreichbar
Voraussetzung: Teilzeitkräfte für Abendstunden einstellen
Argument: das verbessert die Kundenbindung
Schlussfolgerung: Kundenzufriedenheit und Umsatz werden steigen
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Überzeugung vertreten
Geradezu klassisch ist die Konstruktion der 5-Satz-Präsentation, wenn Sie Ihre Überzeugung vertreten wollen. Der Argumentationsstrang verläuft dabei geradeaus:
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Überzeugung
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Sie möchten gerne, dass die Straße vor Ihrem Haus in eine Spielstraße umgewandelt wird, gründen dazu eine politische Initiative und argumentieren wie folgt:
Thema: Spielstraße statt Durchgangsverkehr
Argument: der aktuelle Zustand der Straße erzwingt ohnehin bald Bauarbeiten
Begründung: die Sanierung wurde bereits im Stadtrat besprochen
Vorteil: mehr Sicherheit und Ruhe, auch für ältere Menschen
Appell: unterschreiben Sie diese Liste!
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Meinungen vergleichen
Anders als beim Versuch, ein ungeliebtes Argument einfach auszuklammern, sollen hier zwei Meinungen mit Ihren Argumenten ausführlich gewürdigt werden:
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Meinungen vergleichen
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Es wird regelmäßig diskutiert, ob ein so genannter "Eltern-Führerschein" nötig ist, bei dem Paare sich auf die Aufgabe der Kindererziehung vorbereiten. Da spricht ebenso viel dafür wie dagegen:
1. Meinung: Eltern-Sein muss man lernen
1. Argument: es ist eine schwierige Aufgabe, deren Lösung einem nicht mit der Geburt automatisch zufällt
2. Meinung: "Eltern" wird man automatisch
2. Argument: man wächst immer mit den Aufgaben
Schlussfolgerung: Unterstützung wäre gut für diejenigen, die nicht daran wachsen, sondern scheitern
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Fazit
Wie Sie sehen, lässt sich mit einer ganz alten, aber trotzdem sehr effektiven Technik jede Rede oder Präsentation übersichtlich strukturieren. Mit diesen Beispielen können Sie Ihre Texte so gliedern, dass Ihr Publikum nicht den roten Faden verliert.
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Zum Weiterlesen: Vorträge halten & Reden schwingen
Wir zeigen Ihnen, wie Sie beim Publikum gut ankommen: mit guter Vorbereitung, der richtigen Technik - und ohne Lampenfieber. Die Themenseite für Erst-Redner und gestandene Profis: Lebendige Vorträge halten.
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