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Wer Geschäftspläne erstellen oder Jahresabschlüsse beurteilen will, braucht Vergleichszahlen. Die Durchschnittsergebnisse der Konkurrenz sind zwar nicht das Maß aller Dinge - als Orientierungshilfe aber allemal nützlich. Wir nennen bewährte Kennzahlen-Quellen und Betriebsvergleich-Plattformen.
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Wissen Sie, auf welcher Zahlenbasis Sie Ihre ersten Geschäftsjahre kalkulieren sollen, wenn Sie Ihren Businessplan aufstellen? Oder wie Sie mit Ihrer betriebswirtschaftlichen Auswertung oder Ihrem Jahresabschluss im Vergleich zu anderen Unternehmen oder Freiberuflern dastehen? Wenn nicht, sollten Sie nach Datensammlungen Ausschau halten, die Ihnen zumindest erste Anhaltspunkte und Vorstellungen von typischen Größenordnungen liefern.
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Niemand erwartet von Ihnen, sich sklavisch an den Ergebnissen Ihrer Wettbewerber zu orientieren. Da Branchenzahlen meist in Form verdichteter Durchschnittswerte vorliegen, ergäbe das auch wenig Sinn. Wenn Sie aber beispielsweise bei Umsätzen, bestimmten Kosten und / oder Gewinnen gravierende Abweichungen beobachten, können Sie gezielt nach Gründen suchen und haben Anhaltspunkte, um durch zusätzliche Informationen, Beratungen und geeignete Maßnahmen für Abhilfe zu sorgen.
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Kostenlose Zahlen-Quellen
Ämter, Kammern, Berufs- und Branchenverbände wollen nicht nur Ihr Geld, sondern haben durchaus nützliche Dienstleistungen zu bieten. Eine ihrer klassischen Stärken ist das Zusammentragen von Zahlenmaterial. Hier werden Sie fündig:
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Richtsatzsammlung des Bundesfinanzministerium: Damit Betriebsprüfer und andere Finanzbeamte die Jahresabschlüsse von Unternehmen auf Plausibilität prüfen oder bei Fehlen von Aufzeichnungen schätzen können, werden Jahr für Jahr nach Branchen unterteilte Richtwerte zusammengestellt. Darin finden sich Angaben über durchschnittliche Umsätze, Roh- und Reingewinn-Größenordnungen sowie die entsprechenden Kalkulationssätze.
Auch die Statistischen Bundes- und Landesämter halten Branchen-Informationen bereit. Die werden allerdings eher aus volks- als aus betriebswirtschaftlicher Perspektive beleuchtet. Darüber hinaus betreiben die Statistikämter die gemeinsame regionale Online-Datenbank "GENESIS": Im Themengebiet 4 "Wirtschaftsbereiche" finden sich statistische Informationen über strukturelle und konjunkturelle Entwicklungen vieler Branchen.
Bereits wesentlich genauer als die Zahlenwerke von Fiskus und Statistikämtern sind die Brancheninformationen der Kammern: Die örtlichen Industrie- und Handelskammern sowie Handwerkskammern bieten nicht nur allgemeines Infomaterial und Kommunalstatistiken, sondern auch persönliche Beratung. Die Startseiten der meisten Kammer-Websites bieten Links zu "Branchen"-Auskünften. Auch Nicht-IHK-Mitglieder, zum Beispiel Freiberufler, dürfen die vielfältigen Angebote in Anspruch nehmen. Angehörige der klassischen Freien Berufe (wie Rechtsanwälte, Steuerberater, Ärzte und Architekten) haben darüber hinaus ihre eigenen Kammer-Organisationen, die ebenfalls Marktanalysen und ähnliche Dienstleistungen bereitstellen.
Auch in allen anderen Wirtschaftszweigen gibt es Branchen- und / oder Berufsverbände, die mit Zahlenmaterial aufwarten. Wenn Sie bereits Mitglied in einer solchen Vereinigung sind, sollten Sie deren - vielfach kostenlose - Serviceangebote daraufhin unter die Lupe nehmen. Über die Suchfunktion der verbaende.com-Website finden Sie passende Branchenorganisationen.
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Berufs- und Branchenverbände in den Internet-Katalogen
Falls Sie dort noch nicht fündig werden, helfen Ihnen die einschlägigen Rubriken der Internet-Verzeichnisse weiter, so zum Beispiel ...
die Berufs- und Arbeits-Organisationen im DMOZ-Verzeichnis (vormals auch Google-Verzeichnis),
die Berufsverbände bzw. Wirtschafts- & Unternehmerverbände bei web.de oder
die Kategorie Verbände & Organisationen im Webkatalog allesklar.de.
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Über Trends und Kennzahlen informieren auch die Fachzeitschriften aus den einzelnen Branchen bzw. Berufen: Im PresseKatalog sind im "Fachpresse-Kiosk" zum Beispiel mehr als 30.000 Publikationen verzeichnet.
Wirtschaftswissenschaftliche Forschungsinstitute wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung, das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung , das Münchner ifo Institut für Wirtschaftsforschung, das Kieler Institut für Weltwirtschaft oder das Kölner Institut der Deutschen Wirtschaft liefern nicht nur die Konjunktur-Prognosen und wirtschaftspolitische Analysen: In ihren Datenbanken, Bibliotheken, Archiven und Presse-Dokumentationen stellen sie auch konkrete betriebliche Entscheidungsgrundlagen bereit.
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Standardisierte Brancheninformationen
Bewährte Informations-Lieferanten sind darüber hinaus Kreditinstitute und Verlage. Deren zum Teil sehr differenzierten und systematisierten Branchenanalysen sind für Geschäfts- und Anzeigenkunden in aller Regel kostenlos. Gegen eine Schutzgebühr werden sie aber auch interessierten Dritten zur Verfügung gestellt.
Der Bundesverband der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) veröffentlicht halbjährlich Branchenberichte für die 100 wichtigsten Wirtschaftszweige. Das Musterexemplar eines vollständigen Berichtes (für das Zimmerer-Handwerk im Jahr 2010) steht kostenlos zum Download (PDF, 473 KB) bereit. Einzelberichte gibt es bei allen Volks- und Raiffeisenbanken und auf Anfrage beim BVR.
Die Sparkassen stellen ebenfalls Branchenreports bereit. Sie sind sowohl in einer Print- als auch einer Online-Version verfügbar. Kostenpunkt für Nicht-Kunden: 25 Euro.
Unter der Bezeichnung MediaPilot stellt der Axel Springer Verlag Informationen über Branchen und Werbemärkte zur Verfügung.
Die vollständigen Studien erhalten nur Springer-Werbekunden kostenlos, alle anderen bezahlen unterschiedlich hohe Schutzgebühren.
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Nicht verzagen - Berater fragen!
Auf besonders einfache Art kommen Sie an Vergleichszahlen, indem Sie Ihren Steuerberater fragen: Sofern er Mitglied bei der Datev ist, kann er auf deren Betriebsvergleich-Programme zugreifen und Ihnen aussagekräftige Auswertungen zur Verfügung stellen.
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Spezielle Betriebsvergleiche
In manchen Branchen haben organisierte Betriebsvergleiche eine lange Tradition: Vor allem im Handel haben sich sogenannte Erfahrungsaustausch- oder Erfa-Gruppen seit Jahrzehnten bewährt. Dabei schließen etwa zehn ungefähr gleich große, nicht-konkurrierende Unternehmen aus ähnlich strukturierten Betrieben derselben Branche zusammen, gewähren sich gegenseitig Einblick in ihre Bücher und tauschen sich unter Anleitung eines Moderators über Probleme, Lösungsansätze und Verbesserungspotenziale aus.
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Erfa-Praxis
Wie so etwas aussehen kann, wird auf der Website des Börsenvereins am Beispiel des Buchhandels beschrieben.
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Wer seine Zahlen lieber unter Verschluss halten oder allenfalls in anonymisierter Form weitergeben will, kann eine der folgenden Vergleichs-Plattformen nutzen:
Die Betriebsvergleiche des Instituts für Handelsforschung an der Uni Köln gibt es für annähernd 30 verschiedene Branchen im Groß- und Einzelhandel sowie einige Dienstleistungszweige.
Auch die Kölner BBE Handelsberatung konzentriert sich hauptsächlich auf den Handel, unterstützt aber auch ausgewählte Dienstleister mit Durchschnittswerten und Kennziffern.
Handwerker sind hingegen besser beim Beratungs- und Informationssystem im Handwerk (BISTECH) aufgehoben.
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Zum Weiterlesen: Kennzahlen-Literatur und Informationen
Mit Möglichkeiten und Grenzen von Branchenkennzahlen befasst sich das Berater-Fachbuch "Branchenkennzahlen 2011/2012" (136,96 Euro). Kostengünstiger und für Controlling-Einsteiger leichter lesbar ist das Praktiker-Handbuch "Kennzahlen: Richtig anwenden und interpretieren" (19,99 Euro).
Einen Überblick über die vielfältigen Funktionen betriebswirtschaftlicher Kennzahlen bietet die gleichnamige Wikipedia-Kategorie. Weitere Hinweise finden Sie auch im Wikipedia-Beitrag zum ökonomischen Indikator.
Mit den ganz praktischen Grundlagen des betrieblichen Controllings beschäftigt sich unser Beitrags-Zweiteiler "Kennzahlen-Überwachung für Kleinbetriebe" und "Unternehmensdaten einfach auswerten".
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Die Aussagekraft ist begrenzt!
So wichtig Branchenkennzahlen zu Orientierungszwecken sein mögen: Da es sich meistens um Durchschnittszahlen - und noch dazu solche aus der Vergangenheit - handelt, ist ihre Aussagekraft notwendigerweise beschränkt. Das gilt vor allem dann, wenn realistische und motivierende Zielvorgaben gefunden werden sollen: Wer sich am Durchschnitt orientiert, darf sich bekanntlich nicht wundern, wenn er mittelmäßige Ergebnisse erzielt.
Abhilfe versprechen Best Practice- und Benchmarking-Methoden: Deren Ziel ist es, durch den Vergleich mit den Leistungsmerkmalen besonders erfolgreicher Wettbewerber Verbesserungspotenziale von Produkten, Prozessen und Organisationsformen zu erschließen. Aussagefähige Benchmark-Vergleiche sind allerdings nicht einfach zu organisieren: Schließlich lassen sich Vorreiter und Marktführer nicht ohne Weiteres in die Karten schauen.
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Fazit
Als grobe Anhaltspunkte sind Branchenkennzahlen durchaus sinnvoll und brauchbar. Wer wirklich aussagekräftigeres Zahlenmaterial benötigt, muss oft viel Geld auf den Tisch legen - oder bereit sein, etwas von seinem eigenen Betrieb preisgeben. Die größte Aussagekraft haben Best-practice-Vergleiche und der Erfahrungsaustausch mit Kollegen aus der gleichen Branche. Das macht Mühe - öffnet aber die Augen für Erfolg versprechende Geschäftsstrategien.